Bemerkung:
Federicos (1422-1482) Abstammung konnte bis heute nicht zweifelsfrei festgestellt werden. Die am wahrscheinlichsten erscheinende These lautet, dass der alte Graf Guidantonio da Montefeltro angesichts seiner Kinderlosigkeit und seines hohen Alters auf den Gedanken verfiel, einen unehelichen Sohn seiner ebenfalls unehelichen Tochter Aura aus ihrer Ehe mit dem Unterführer seines Heeres Bernardino Ubaldini della Carda als eigenen Sohn auszugeben. Eine Bulle des Papstes Martin V. vom Dezember 1424 erklärte Federico zum Sohn Guidantonios und eines „ledigen Mädchens“ aus Urbino. Diese Fiktion war nötig geworden, um Urbino einen legitimen Nachfolger zu geben.Federico wurde allerdings sofort nach seiner Legitimierung zuerst in ein Kloster abgeschoben und dann, als die neue Frau seines mutmaßlichen Großvaters und offiziellen Vaters Caterina aus dem Hause Colonna schwanger wurde, brachte man den jungen Herzog von Montefeltro in das kleine Städtchen Sant’Angelo in Vado, wo er bis Sommer 1433 blieb. In diesem Jahr wurde Federico als Geisel nach Venedig geschickt, da sein Vater bestrebt war, die Konflikte mit der Republik Venedig zu bereinigen. Als im Herbst 1434 in der Lagunenstadt eine Seuche ausbrach, wurde Federico der Obhut des Markgrafen von Mantua, Gianfrancesco I. Gonzaga übergeben. Hier wurde er vom Kaiser Sigismund während seines kurzen Aufenthaltes zum Ritter geschlagen. Gonzaga schickte Federico in die damals bekannte Schule des Gelehrten und Humanisten Vittorino da Feltre, die den vielversprechenden Namen „Casa giocosa“ (etwa das Haus des Spielens) trug. An dieser Lehranstalt wurde Federico in den üblichen „Freien Künsten“ unterrichtet, wobei seine Ausbildung insgesamt zwei Jahre dauerte und die einzige seines Lebens war.Danach wurde Federico ein Söldner, zuerst im Sold des Herzogs von Mailand und dann unter dem Oberbefehl eines der erfolgreichsten Condottiere seiner Zeit, Niccolò Piccinino. 1441 erwarb Federico seinen ersten Ruhm als Söldner, indem er die als uneinnehmbar geltende Festung San Leo eroberte. Am 8. November 1443 erlitt allerdings das Heer von Piccinino eine vernichtende Niederlage in der Schlacht bei Montelauro, an der vor allem Federicos Söldner schuld waren, da sie sich geweigert hatten, am Kampf teilzunehmen. Trotz dieses Misserfolgs war sein militärischer Ruf ungebrochen.