Autor: / Künstler:
Wirz, Hans Georg (Bearb.)
Titel:
Quellenwerk zur Entstehung der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Urkunden, Chroniken, Hofrechte, Rödel und Jahrzeitbücher bis zum Beginn des XV. Jahrhunderts.
Untertitel / Graf. Technik:
Abt. III: Chroniken. Bd. 1 / Das weisse Buch von Sarnen
Schlagwort:
Helvetica - Allgemein
Bindung / Bildgrösse:
OLwd.
Buchdaten / Blattgrösse:
4°, 143 S, 55 S. (Anhang)
Bemerkung:
Das Weisse Buch von Sarnen ist ein Kopialbuch für den Alltag des Obwaldner Landschreibers. Es war üblich, in wichtigen Kanzleien Kopialbücher aufzubewahren, in denen Kopien wichtiger Beschlüsse für den Kanzleigebrauch sofort zugänglich waren. Aufgrund der Farbe des Einbandes hiessen sie silberne, rote und weisse Bücher. Das Weisse Buch enthält im ersten Teil Abschriften von wichtigen Verträgen und Bündnissen. So die eidgenössischen Bundesbriefe von 1315 bis 1452 (Appenzellerbund). Es folgen Abschriften des Sempacherbriefes, Pfaffenbriefes und gemeineidgenössischer Verträge mit Auswärtigen. Nach den Unterwaldner Freiheitsbriefen folgt eine Gruppe von Verträgen mit Frankreich. Ihr schliesst sich eine Sammlung von Waffenstillständen und Friedensverträgen an.- Hans Schriber zwischen dem 6.7.1478 und dem 1.5.1479 . S. stammte wahrscheinlich aus Engelberg, wo er wohl im Kloster seine Ausbildung erhalten hatte. Er wirkte von 1435/36 bis zu seinem Tod als Landschreiber von Unterwalden ob dem Wald. S. war ein guter Kenner des röm. Rechts und übersetzte perfekt lat. Urkunden ins Deutsche. Zudem erscheint er auch als Tagsatzungsgesandter. Um 1470 verfasste S. das "Weisse Buch" von Sarnen, eine Chronik, die zur Grundlage für die traditionelle Darstellung der schweiz. Befreiungsgeschichte geworden ist. S. verbindet darin sprachlich virtuos, in der chronist. Art des 15. Jh., die Tellsage mit dem nord. Apfelschussmotiv und innerschweiz. Befreiungsüberlieferungen. So beschreibt er etwa den schon bei Felix Hemmerli um 1450 erwähnten Überfall auf den habsburg. Burgturm in Sarnen und die Vertreibung des Vogts von Landenberg, die wohl Folge einer lokalen Fehde um 1307 war. Der im "Weissen Buch" überlieferte Aufbau der Befreiungsgeschichte mit den Obwaldner Ereignissen - Erzählung von der Blendung des Bauern im Melchi und der Einnahme der unteren Burg - als Rahmen wurde über die gedruckten Schweizerchroniken von Petermann Etterlin (1507) und Aegidius Tschudi (1734-36) auch zur Vorlage für Friedrich Schillers Drama "Wilhelm Tell" (1804). (HLS, Angelo Garovi)