Untertitel / Graf. Technik:
Erzählungen aus dem Schweigen. Deutsche Soldaten über den Zweiten Weltkrieg
Bemerkung:
Schüddekopf ist Jahrgang 46 und schreibt in seinem Nachwort in Erinnerung an die Rückkehr seines Onkels aus russischer Gefangenschaft 1951: In meiner Familie wurde über den Krieg nicht gesprochen. Das Leben hatte offenbar erst mit der Flucht aus der russischen Zone nach Westen begonnen. (...) Ich wußte, daß mein Großvater im Ersten Weltkrieg umgekommen und alle Männer aus meiner Familie im Zweiten Weltkrieg auch Soldaten gewesen waren. Daher war ich überzeugt, daß auch ich eines Tages eine Uniform tragen und Soldat sein würde.Der sprachlose Konsens der Nachkriegsgesellschaft habe ihn aus Anlaß des 50jährigen Kriegsendes auf die Suche nach Zeugen gehen lassen. Aus 14 der aufgezeichneten Gespräche sind 20- bis 30seitige Erzählungen entstanden, die seit dem März vorliegen.Darin erzählt Bruno Fichte zum Beispiel: Neben mir war mein Freund, Ernst Lenz, ein lieber Kerl, zwei Jahre jünger als ich. Er träumte davon, einmal ein Mädchen zu haben. Nichts beschäftigte ihn mehr, er hatte noch nie eines gehabt. Er lag rechts neben mir, ein ganz kleines Stück weiter vorn, und wir schossen blind in die Gegend hinein. Ich hörte ein Aufpatschen, etwas traf mein Gesicht und lief daran hinunter. Nach einiger Zeit zogen wir uns zurück, und ich zerrte den Freund, von dem ich nur wußte, daß er getroffen war, zwischen die Panzer. Und dann sah ich, sein Kopf war gespalten, und was mich getroffen hatte und auf meinem Gesicht und meiner Uniform klebte, war sein Gehirn. - Carl Schüddekopf, geboren 1946 in Hamburg, studierte Soziologie und Psychologie in Berlin und machte dann eine Lehre als Verlagsbuchhändler. Er war lange Zeit Lektor im Verlag J.H.W. Dietz und im Rowohlt Verlag. Heute arbeitet er als Publizist. Er lebt mit seiner Familie in der Nähe von Hamburg.