Schlagwort:
Handschriften - Faksimile, Buchwesen - Kalligraphie, Geschichte - Mittelalter, Religion - katholisch
Buchdaten / Blattgrösse:
Graduale: 2° (50 x 35 cm), 314 farb. Bl. m. 71 tlw. m. Blattgold geschmückten Miniaturen, 13 ornamentale Initialen; Kommentarband: 4°, IX, 347 S., 85 Textabb. u. 1 Schallplatte.
Bemerkung:
Vergriffen. Nr. 159 von 930 arab. num. Exemplaren. Erstklassiges Faksimile der 1312 entstandenen Prachthandschrift, eines der bedeutendsten gotischen Kunstwerke der Schweiz, entstanden im Kloster St. Katharinenthal bei Diessenhofen. Der Textband mit der erstmaligen und umfassenden wissenschaftlichen Bearbeitung des Graduale. Das Faksimile wurde getreu dem Original im Format von 48 x 35 cm faksimiliert. Jedes der 314 Blätter sowie die nachgewiesenen Fragmente der beiden im Codex fehlenden Blätter wurden wiedergegeben. Sämtliche Blätter wurden originalgetreu randbeschnitten und danach von Hand auf echte Bünde geheftet. Der Einband besteht aus echtem Nappaleder und ist mit Eckbeschlägen, einer Mittelrosette und Schließen versehen. Der wissenschaftliche Kommentarband setzt sich ausführlich mit dem Graduale von St. Katharinenthal auseinander. Verlagswerbung: «Das Graduale von St. Katharinenthal ist eines der bedeutendsten gotischen Kunstwerke der Schweiz und von unschätzbarem Wert für die Geistes-, Liturgie-, Kunst- und Kulturgeschichte des beginnenden Spätmittelalters. Ein Graduale ist ein liturgisches Buch, das jene Gesänge mit Notation enthält, die in lateinischer Sprache nach dem Kalender wechselnd im feierlichen Hochamt vorgetragen wurden. Für den Chor waren sehr große Bände notwendig, aus denen man selbst aus größerer Entfernung noch gemeinsam singen konnte. Das erklärt auch die imposante Größe des Codex: die 628 Seiten (314 Blätter) haben ein Format von 48 x 35 cm. Aufgrund eines handschriftlichen Eintrags auf der Innenseite des Vorderdeckels lassen sich sowohl die Herkunft des Manuskripts aus dem Kloster St. Katharinental in der Nähe von Dießenhofen in der Schweiz als auch die Zeit der Vollendung der Handschrift um 1312 erschließen. Auf ein Blatt mit kalendarischen Angaben folgen 626 Seiten mit den lateinischen Gesängen nach dem Ritus des Dominikanerordens in gotischer Schrift. Die Noten sind im gregorianischen Vierliniensystem aufgezeichnet, wobei jede Seite neun Text- und neun Notenzeilen umfaßt. Die Texte, in damals üblicher "Littera textualis" geschrieben, verraten einen geübten Schreiber. Der Bilderschmuck des Werkes besteht aus 71 zierlich gemalten, reich mit Blattgold versehenen, farbenfrischen Miniaturen und 13 ornamentalen Prachtinitialen sowie unzähligen fein verzierten kalligraphischen Anfangsbuchstaben. An der großartigen künstlerischen Ausschmückung waren mindestens sechs, wenn nicht gar sieben Hände beteiligt. Es ist jedoch schwierig, eine genaue Händescheidung durchzuführen; sie sind nur in einzelnen Fällen möglich, in anderen bestehen jedoch gewisse Unsicherheiten, die nicht gänzlich ausgeräumt werden konnten. Als sicher kann jedoch gelten, daß zwei Hauptmeister an der Ausstattung des Graduale von St. Katharinenthal beteiligt waren. Beide neigen zu monumentalen Formen und zeichnen sich durch hohe technische Perfektion aus. Die Miniaturen des Graduale sind insgesamt Spitzenleistungen gotischer Kunst. In ihrer strahlenden Luzidität, in ihrer Empfindsamkeit und ihrem vornehmen Charme, auch in der Besinnung auf das formal Wesentliche und die gelassene Klarheit der Komposition sind diese Miniaturen mehr als alle anderen Werke des Bodenseeraumes führend in der europäischen Kunstsprache. Das 1312 entstandene Graduale blieb bis ins 19. Jahrhundert hinein im Kloster Katharinenthal in Gebrauch. Auf welchen Wegen die Handschrift in den Jahren um 1820 in den Besitz eines Konstanzer Antiquars gelangte, ist bis heute unbekannt. Dieser machte das Graduale zum Mittelpunkt seines Museums. Er war es vermutlich auch, der die beiden am reichsten mit Miniaturen versehenen Seiten extrahierte. Sie befinden sich heute, in mehrere Teile zerlegt, bei verschiedensten Institutionen und auch in Privatbesitz. Schließlich tauchte die Handschrift Ende des 19. Jahrhunderts in England auf, wo sie bis 1958 verblieb. In diesem Jahr wurde der Nachlaß des bedeutenden Sammlers Sir Charles Dyson Perrins versteigert, worunter sich auch das wertvolle Graduale befand. Diese einmalige Chance der Rückführung nutzten mit vereinten Kräften der Schweizer Bundesrat, die Gottfried-Keller-Stiftung und der Kanton Thurgau durch eine bereitwillige Zusage finanzieller Beteiligung. So konnte das Meisterwerk am 9. Dezember 1958 erworben werden und wird seither wieder in der Schweiz aufbewahrt.» Platte: Gesänge aus dem Graduale St. Katharinetal um 1312, Chora Schola Kloster Einsiedeln, Leitung Pater Roman Bannwart OSB.