Bemerkung:
Diese prachtvolle Handschrift zählt zu den berühmtesten und kostbarsten Büchern der Welt und ihre Miniaturen zu den schönsten des Mittelalters. Die Schrift ist von außergewöhnlicher Schönheit und Klarheit und reich mit Initialen und Randleisten geschmückt. Was der Handschrift aber zu ihrem Weltruhm verholfen hat, sind in erster Linie die großartigen Miniaturen in der Art von Tafelbildern.Die Namen der beteiligten Künstler sind glücklicherweise bekannt: die Brüder Limburg und Jean Colombe, große Meister ihrer Zeit. Einsam überragt das zwischen 1410 und 1485 entstandene Werk an Innovation und Kühnheit die übrigen Werke seiner Zeit.Die Très Riches Heures wurden vom größten Bibliophilen seiner Zeit, dem Duc de Berry, um 1410 in Auftrag gegeben. Durch den Tod des Auftraggebers 1416 kam die Arbeit jedoch zum Erliegen. Die noch unfertige und ungebundene Handschrift gelangte auf Erbschaftswegen in den Besitz des Hauses Savoyen zu Herzog Karl I., der das Prachtwerk vollenden ließ.Danach verliert sich seine Spur. Die Handschrift taucht erst wieder Mitte des 19. Jahrhunderts im Besitz eines italienischen Barons auf, von dem sie der Herzog von Aumale erwarb. Nach dem Sturz Napoleons III. gelangte die Handschrift nach Frankreich, wo sie heute noch im Schloß Chantilly, im Besitz des Institut de France, aufbewahrt wird.Der Herzog von Berry beauftragte die Brüder Limburg, die seit 1404 im Dienst des Bibliophilen standen, die Handschrift auszuführen.Die Kunst der Brüder Paul, Hermann und Jean Limburg hatte ihr unverwechselbares, eigenes Gepräge, das sich jeder Nachahmung entzog. Ihr Werk war und blieb auch fortan ein Höhepunkt der abendländischen Malerei. Der plötzliche Tod der drei Brüder im Jahr 1416 hat jedoch die Fertigstellung der Handschrift verhindert.Nach längerer Unterbrechung setzte um 1485 Jean Colombe im Auftrag des Savoyer Herzogs die Arbeit fort. Er muß wohl vom Stil der Brüder Limburg beeindruckt gewesen sein, ahmte ihn aber nicht einfach nach, sondern entwickelte ihn den Vorstellungen seiner eigenen Zeit entsprechend weiter. Besonders die Kalenderblätter bergen noch Geheimnisse: So nimmt die kunsthistorische Forschung auch einen "Zwischenmaler" an, der um 1440 einige Kalenderbilder fertiggestellt haben könnte; das ist aber umstritten.