Bemerkung:
- Als Erstes erinnert sich Alice ans Ehepaar Stucki in Basel, bei dem sie kurze Zeit glücklich war und die sie als ihre Eltern betrachtete. An diesem liebevollen Pflegeplatz durfte sie aber nicht bleiben. Weder die Heimatgemeinde Reigoldswil BL noch die Stadt Basel wollten die Verantwortung für das Kind wahrnehmen, und so wurde Alice als Kleinkind zunächst hin- und hergeschoben und in der Folge nach Reigoldswil,Tenniken, Frenkendorf und Liestal verdingt, bevor sie, knapp sechzehnjährig, einmal mehr abhaute; diesmal nach Zürich, wo sie bei ihrem Vater unterzukommen hoffte. Willkommen war sie aber auch da nicht. Und auch später als junge Frau plagten sie die offenen Fragen weiter: 'Warum wurde ich verdingt Wo waren die Eltern Was geschah mit der Mutter Weshalb sind die rechte Hand und der linke Ellbogen verkrüppelt ' Erst die gründliche Recherche in den Archiven durch die Autorin brachte der inzwischen 98-jährigen Protagonistin Antworten. Wer heute Alice im Pflegeheim besucht, dem blitzen hellwache Augen entgegen, und die eine oder andere Flöte liegt auf der Kommode. Bis zum Beginn der Arbeit an diesem Buch wusste Alice ausser ihrem Geburtsdatum und dem Geburtsort nichts über ihre ersten vier Lebensjahre. Bei laufendem Aufnahmegerät erzählte sie deshalb ihre Geschichte vom Moment an, wo ihre Erinnerung als bald Fünfjährige einsetzt. Das Kind einer italienischen Mutter und eines Schweizer Vaters - die sie erstim Laufe der Kinderzeit bzw. als Jugendliche kennen lernt - musste viele Demütigungen und Schläge einstecken, wurde als Arbeitskraft herumgereicht und gnadenlos ausgebeutet. Trotzdem ist Alice an ihrem Schicksal weder zerbrochen noch verbittert. Sie sang und musizierte sich buchstäblich durchs Leben und ist ein aussergewöhnliches Beispiel dafür, dass ein Leben auch unter schwierigen Vorzeichen reich und sinnvoll gestaltet werden kann. Wie Alice das tat, davon erzählt dieses Buch, das zugleich ein Jahrhundert einfängt und damit ein eindrückliches Stück Schweizer Geschichte schreibt.