Bemerkung:
EA. Autorinnen und Autoren aus fünfzehn europäischen Ländern haben sie besonders inspirierende Orte besucht und erkundet - fragile Stadtviertel, zerfallene Dörfer, abbröckelnde Küstenstriche, deren Aura gefangennimmt, die ein Geheimnis bergen, das ergründet werden will. Liegt ihr Zauber darin, dass sie die letzten ihrer Art sind? Unterirdische Beziehungen, überraschende kulturelle Verwandtschaften zwischen weit voneinander entfernten Regionen werden sichtbar - Zeugen einer gemeinsamen Geschichte, deren undeutlich werdende Spuren kurz vor dem Verschwinden nachgezeichnet werden. Mit Texten von Juri Andruchowytsch, Vetle Lid Larssen, Karl-Markus Gauß, Dagmar Leupold, Lavinia Greenlaw, Lidia Jorge, Geert Mak, Christoph Ransmayr, Andrzej Stasiuk u.a.- Als "editorischen Glücksfall" versteht Rezensentin Ilma Rakusa die Zusammenarbeit von Autoren, Fotografen und Herausgeberinnen in diesem Band. Hier werde einmal keinem "Trend" hinterher gerannt, sondern ein wirkliches "Anliegen" verfolgt mit erzählerisch überaus starken Texten und Bildern. Meist berichten die Texte von toten Industriegebieten in Osteuropa, referiert die Rezensentin, es gibt aber auch die Geschichte eines früheren Grenzbahnhofs zwischen Russland und Preußen, ostenglische Küstenstädte, die im Meer verschwunden sind, ein Blick auf die nordöstlichste Stadt Europas, Vardo, oder der Bericht einer Bäuerin, die vom Betontod der Algarveküste erzählt. Einer möglichen Kritik, hier werde einer "ästhetisierenden Nostalgie" gefrönt, begegnet die Rezensentin mit dem Hinweis, natürlich erzählten alte Orte mehr als junge, aber die Art und Weise des Blicks und Tonfalls sei hier entscheidend: "Respektvoll, präzise und einfühlsam". (NZZ)