Bemerkung:
Text dt./engl. - «Negativ-Positiv" konfrontiert seine Betrachter auf Augenhöhe. Meine Arbeit ist der visuelle Versuch, das HI-Virus, die Krankheit Aids zu entstigmatisieren. Ob er gelingt liegt auch am Willen der Schauenden, sich auf diese Konfrontation einzulassen. Die Begegnung mit dem unverwandten Blick meiner portraitierten Modelle soll Fragen auf – und auch zurückwerfen, allen voran natürlich: "Negativ ? Positiv ?" Die Flucht in Zahlen, Statistiken und vor allem in sichtbare Gewissheiten bleibt verwehrt. Die Portraitreihe ist meine Dokumentation einer Ist-Situation, meine Art und Weise, dem Status-Quo ein menschliches Antlitz zu verleihen, vielleicht zurückzugeben. "Negativ-Positiv" sind 78 Portraits entstanden aus und nach den Gesprächen über die Sexualität meiner Modelle; die Bilder selbst eine Fortführung dieses Dialogs durch die Kamera. Sprechen, nicht nur über Sexualität: Wo, wie und mit wem wie oft, auch über Verantwortung, Respekt, Selbstbewusstsein und Selbstbetrug. Entstanden sind die Bilder in der Hoffnung, dass sich im Anschluss ein befreiter, ein ehrlicher Blick offenbart. Und der pflanzt sich im Idealfall fort von den Portraitierten über meinen Blick in die Kamera – auf Film entwickelt und Fotopapier gebannt – hin zu den Blicken der Betrachtenden. "Negativ-Positiv" macht HIV nicht sichtbar, aber vielleicht wieder ein wenig öffentlicher. Ohne meinen portraitierten Gesprächspartnern den Rahmen des Privaten rauben zu wollen, stelle ich die Bilder die Spuren meiner Begegnungen, in den öffentlichen Raum. Nicht moralisieren, aber die Frage nach einer Verantwortung stellen, denn "Ein Virus kennt keine Moral".»