Bemerkung:
Karl-Otto Apel ist vor allem dafür bekannt, dass er den Rekurs auf letzte Gründe für ebenso möglich wie nötig hält. Die Alternative heisse «Relativismus»: für Apel nicht nur eine philosophisch durchaus irrige, sondern auch in ihren Konsequenzen geradezu kulturgefährdende Tendenz moralisch-praktischer Haltlosigkeit. «Liberaler Ironiker» ist Apel nicht. Ernsthaftigkeit, nicht Distanz zu sich selbst wird angemahnt. Wenn es aber die «formalen Bedingungen der Möglichkeit offener Wechselverständigung» sind, die als «unhintergehbar» erscheinen, so ist Apel andererseits ebensowenig der philosophische Fundamentalist, für den er (in abstossender Vereinnahmung) immer noch gerne gehalten wird. Nicht dem unabschliessbaren Prozess wechselseitiger Interpretation und Kritik im Rekurs auf letzte Gründe ein Ende setzen will Apel, sondern vielmehr erklären, was diesen Prozess weitertreibt und für uns verbindlich macht.Das Denken Apels hat sich auch selbst stets in der Diskussion entwickelt. Pionierhaft früh schon hat er dabei die Milieugrenzen zwischen kontinentaleuropäischem und angloamerikanischem Philosophieren zu überqueren vermocht. Der Essay ist auch jetzt noch Apels Medium. Ihn leitet nun nicht mehr jener «hermeneutische Furor» der früheren Jahre: Es geht nicht mehr um immanent kritische «Aneignung», sondern, wie der Titel der jüngst erschienenen Essaysammlung sagt, um «Auseinandersetzung». Denn das eigene Programm, der «transzendentalpragmatische Ansatz», steht nun schon seit geraumer Zeit fest. Jetzt gilt es, ihn zu «erproben», oder besser: zu verteidigen gegen zeitgenössische Ansätze und solche der jüngeren Vergangenheit. Der Ton ist dabei schärfer geworden. Aber auch in diesen Aufsätzen, die vor allem aus der letzten Dekade stammen, ist viel zu lernen: nicht nur über das Anliegen der transzendentalen Sprachpragmatik, sondern auch über die «gegnerischen» Positionen. Apel setzt sich ebenso mit eher «kontinentalen» Denkern – etwa Heidegger und Gadamer –, den Kritischen Rationalisten wie auch mit Positionen der analytischen Philosophie – Wittgenstein, Winch, Searle – auseinander. Am eindrücklichsten aber ist wohl die abschliessende, dreistufige Debatte mit Jürgen Habermas, welcher Apel viel verdankt (Wesentliches auch zum Grundbegriff der «Verständigung»), der sich aber gewissermassen in die Gegenrichtung bewegt hat.