Bemerkung:
(= Die Andere Bibliothek Bd. 379.-380). Mit einem Vorwort bereichert von Stefan Stirnemann.- Der Klassiker unter den Büchern zur Stilkritik deutscher Sprache stammt von Ludwig Reiners - 1943 als Deutsche Stilkunst erstmals veröffentlicht, bis heute als Stilkunst im Handel (bzw. als Neuauflage für den Dezember 2016 in Reiners Münchner Hausverlag angekündigt), hunderttausendfach gelesen und viel zitiert. Auf Ludwig Reiners lastet der schwerwiegende Vorwurf des Plagiators. Denn 1911 erschien die Deutsche Stilkunst von Eduard Engel zum ersten Mal: ein Werk, zu dem Reiners' Fassung erstaunliche Parallelen aufweist. Die Gliederung, ein großer Teil der Belege, vor allem aber die Kriterien für guten oder schlechten Stil - all diese Elemente kehren bei Reiners wieder. Engels Korrekturen in späteren Auflagen übersah er, er hatte sich an früheren Fassungen orientiert.Bis 1931 erschienen 31 Auflagen von Eduard Engels Stilkunst. Nach 1933 wurde Engel jedoch aufgrund seiner jüdischen Herkunft mit einem Publikationsverbot belegt. Er starb einsam und verarmt 1938 und erlebte so den Erfolg seines "Nachfolgers" Ludwig Reiners nicht mehr. Dass der Münchner Kaufmann Engel viel verdankte, war 1943 und kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wohl bekannt, geriet aber, ebenso wie Engel selbst, in den folgenden Jahren in Vergessenheit.