Bemerkung:
(= Lektur poesie Bd. 54) Englisch und Deutsch. Übersetzt von Fred Kurer. Herausgegeben von Irène Bourquin- Gabrielle Alioth, bekannt als Autorin vieler, meist historischer Romane, legt erstmals Gedichte vor. Die Sammlung The Poet’s Coat ist die lyrische Biographie der Schweizer Schriftstellerin, die seit bald vier Jahrzehnten in Irland lebt – der dunkle Strom des Lebens, das Grundwasser unter dem Boden, auf dem ihre Romanfiguren wandeln und handeln.«Die Sprache des HerzensAls ich die Schweiz vor 35 Jahren verließ, fand ich eine Insel, ein Leben und eine Sprache. In Irland stieß ich auf eine lebendige poetische Kultur, die den Alltag der Menschen betraf; und die Gedichte, die in den 1980er Jahren – häufig von Frauen – geschrieben und zitiert wurden, berührten mich, wie es kein deutsches Gedicht je vermocht hatte. Ich erkannte auch, dass jede Sprache ihre Stärken hat und dass Englisch, dank seiner Partizipialkonstruktionen zum Beispiel, eine natürliche Kraft zur Ver-Dichtung hat und sich allein schon deshalb für Lyrik eignet.Sprache formt unsere Gedanken, die Art, wie wir sprechen, worüber wir sprechen und wer wir sind. Während ich weiter Prosa auf Deutsch schrieb, entdeckte ich, dass englische Wörter für mich nicht besetzt waren. Wir fluchen schamloser in einer anderen Sprache, sind weniger peinlich berührt, wenn wir unanständige Ausdrücke hören, und wir können die Möglichkeit nützen, uns unabhängig vom innerlichen Zensor unserer Muttersprache auszudrücken. So wagte ich es, meine Gefühle aufzuzeichnen, über Liebe und Verlust zu schreiben. Englisch wurde zur Sprache meines Herzens.»Gabrielle Alioth