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Produktedetails


Art.Nr:
67477
Autor: / Künstler:
Wirz, Otto
Titel:
Gewalten eines Toren
Untertitel / Graf. Technik:
Schlagwort:
Deutsche Literatur
Bindung / Bildgrösse:
OLwd. m. OU.
Verlag:
Huber
Ort:
Frauenfeld
Erscheinungsjahr:
1969
Buchdaten / Blattgrösse:
8°, 727 S.
Zustand:
Tadell.
Bemerkung:
1923, in seinem 700seitigen Roman-Erstling Gewalten eines Toren, stellte Otto Wirz (1877-1946) in teils beschaulich-epischen, teils gewalttätig-skurrilen Bildern dar, wie der Ingenieur Hans Calonder durch die Begegnung mit den Büchern Hermann Hesses zum »Aussteiger« wird und sich den Zwängen des bürgerlichen Daseins für immer entzieht. Die Odyssee endet nach vielen Irrwegen in einer Kirche, wo Calonder vom wahnsinnig gewordenen Pfarrer nach dem Muster expressionistischer Schock-Dramatik geblendet, kastriert, gekreuzigt und mumifiziert wird. Kurz darauf bringt Clio, die Frau des Pfarrers, Calonders Kind zur Welt ... Kein Zweifel: mit einem Debüt dieser problematischen Art brachte sich Wirz - übrigens wie sein Calonder Ingenieur und nach eigenem Bekenntnis wie dieser an Hesse zum Aussteiger, d. h. Dichter geworden! - von Anfang an in eine schwierige Aussenseiterposition. Und er tat, sieht man von den harmlosen Liebesromanen Späte Erfüllung (1936) und Rebellion der Liebe (1937) einmal ab, herzlich wenig, um ein für das breite Publikum »lesbarer« Autor zu werden. Mit Die geduckte Kraft trieb er 1928, also lange nach Geschäftsschluss, die expressionistische Manier auf die Spitze, und mit Prophet Müller-zwo lieferte er just zum deutschen »Neuaufbruch« von 1933 ein Buch, welches dem geforderten »gesunden Tatmenschen« ein weiteres Mal den Typus des tief verunsicherten, innerlich zerrissenen Anti-Helden gegenüberstellte. Was er schrieb, war schonungslos bekenntnishaft, denn er selbst wurde lebenslang qualvoll hin und her gerissen zwischen Bürgerlichkeit und Rebellion, Kultur und Bilderstürmerei, Ideal und Wirklichkeit, himmelstürmendem Wollen und bruchstückhaftem Vollbringen. Selbstbewusstes Genie, das er war, hielt Wirz es sich z. B. zugute, von mehreren Liebschaften gleichzeitig zu zehren, was ihn häufig zu einem aufreibenden Doppelleben nötigte. Zuletzt verstrickte er sich auch noch hoffnungslos zwischen den zwei Vaterländern Deutschland und der Schweiz, denen er beiden durch das »Dritte Reich« hindurch treu zu bleiben suchte. Dennoch wollten die NS-Kulturbonzen, um die er sich so lange wie möglich bemühte, von seinem »entarteten« Expressionismus letztlich nichts wissen, und in der Schweiz, wo er einflussreiche Freunde, aber kaum Leser hatte, landete er schliesslich als einer der »Zweihundert« auf der Femebank des geistigen Landesverrats. (Dank an Charles Linsmayer.)
Preis € 35.00 CHF 33.00

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