Bemerkung:
EA. - «Adolf Dietrich, 9.11.1877 Berlingen - 4.6.1957 Berlingen, ref., von Oberbussnang (heute Bussnang) und Berlingen. Sohn des Heinrich, Kleinbauern und Grenzwächters, und der Dorothea geb. Kern. Ledig. Der in ärml. Verhältnissen aufgewachsene D. musste, obwohl Zeichentalent und Neigung für eine Lithografenlehre sprachen, nach Abschluss der Schulzeit auf dem elterl. Bauerngut bleiben. Daneben arbeitete er als Stricker und Taglöhner. Die Freizeit verbrachte D. mit Zeichnen (erstes Skizzenbuch 1896). 1902 begann er mit der Ölmalerei. Jahrelang bemühte sich D. vergeblich um eine Ausstellung. Erst 1913 konnte er einige Werke im Wessenberghaus Konstanz zeigen. 1917 folgte eine Ausstellung bei Hans Goltz in München. Der Autodidakt D., ab 1920 vom Mannheimer Kunsthändler Herbert Tannenbaum vertreten, wurde in Deutschland bald als "dt. Rousseau" berühmt, während er in der Schweiz lange unbeachtet blieb. Wurden seine Arbeiten Anfang der 1930er Jahre in dt. Museen noch im Kontext der Neuen Sachlichkeit ausgestellt, so begründete die 1937 in Zürich und Paris gezeigte Ausstellung "Les maîtres populaires de la réalité" seinen Ruf als Hauptvertreter der naiven Kunst. Seit kurzem wird D. nun wieder im Umfeld der Neuen Sachlichkeit rezipiert. Die Schwierigkeit einer kunsthist. Situierung liegt in D.s heterogenem Schaffen begründet, das sowohl ein naiv-additives Gestalten (bei den Genrebildern) als auch ein altmeisterl. Durchführen (bei den Tierbildern und Stillleben) kennt. D.s "Realismus", der sich Mensch und Tier, Dorf und Landschaft, Blumen und Früchten zuwendet, lebt von subtiler Wahrnehmung und untrügl. Farbensinn. Meisterwerke finden sich v.a. unter den Kinderbildnissen und Winterlandschaften» (HLS).