Bemerkung:
(= Selbstzeugnisse der Neuzeit, Band 17)- In den 1980er-Jahren erwachte in den historischen Wissenschaften etwa gleichzeitig ein Interesse an Selbstzeugnissen und ähnlichen Formen der Schriftlichkeit einerseits und an der Geschichte des Körpers und der Geschlechter andererseits. Beide Forschungsfelder verbindet also der methodische und durchaus auch politische Innovationsanspruch ihrer Gründerzeit, zudem der gemeinsame theoretische Hintergrund der Hinwendung zum Subjekt in seinem Verhältnis zur Gesellschaft. Selbstzeugnisse sind daher auch schon früh intensiv als Quellen für Geschlechter- und Körpergeschichte herangezogen worden. Heute, dies dürfte unstrittig sein, haben beide Disziplinen längst das Stadium der Kanonisierung durchlaufen.Gudrun Piller hat ihre Dissertation als Mitarbeiterin im von Kaspar von Greyerz initiierten Erschließungsprojekt "Deutschschweizerische Selbstzeugnisse (1500-1800) als Quellen der Mentalitätsgeschichte" verfasst. Mit Claudia Opitz hat eine ausgewiesene Spezialistin der Geschlechtergeschichte das Zweitgutachten übernommen. Die Kombination der beiden etablierten Forschungsfelder führt nun - vielleicht symptomatisch - nicht mehr zu grundstürzenden Innovationen, sondern zu einer durch und durch konservativen Arbeit.