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Produktedetails


Art.Nr:
82395
Autor: / Künstler:
Boos, Heinrich
Titel:
Thomas und Felix Platter
Untertitel / Graf. Technik:
Sittengeschichte des XVI. Jahrhunderts
Schlagwort:
Helvetica - Allgemein, Geschichte - Mittelalter
Bindung / Bildgrösse:
Brosch.
Verlag:
Hirzel
Ort:
Leipzig
Erscheinungsjahr:
1878
Buchdaten / Blattgrösse:
8°, XVI, 372 S., 2 Bl.
Zustand:
Einband gebräunt u. m. Verlusten, Buchblock in 3 Teilen, Staubrandig; unaufgeschnittenes Ex.
Bemerkung:
EA. «1499 (oder später) Grächen, 26.1.1582 Basel, ab 1534 von Basel. Sohn des Antonius, Bauern, und der Amilli Summermatter. [...] Nach einer strengen Kindheit als Ziegenhirt begab sich P. 12-jährig mit einem Verwandten auf Wanderschaft, u.a. nach Sachsen und Schlesien, und besuchte 1517 in Schlettstadt (Elsass) eine Schule. An der Zürcher Fraumünsterschule lernte er bei Myconius Latein und Griechisch und liess sich zum Seiler ausbilden. Dort traf er Huldrych Zwingli und trat zur Reformation über. Später war P. in Basel Seilergeselle und Lehrer, nahm 1529 am 1. Kappelerkrieg teil und wirkte als Lehrer in Visp sowie als Arztgehilfe in Pruntrut. 1531 liess er sich erneut in Basel nieder. Er gründete eine eigene Druckerei, in der er u.a. Johannes Calvins "Christianae religionis Institutio" (1536) druckte, arbeitete als Lehrer, war 1544-78 Rektor der Lateinschule auf Burg und betrieb daneben eine Kostgeberei (Pension) für 40 Schüler. Für seinen Sohn Felix (->) verfasste P. 1572 in kürzester Zeit seine Lebensbeschreibung, voll Sinn für Spannungsmomente und kernigen Ausdruck, die als eine der bedeutendsten Autobiografien des 16. Jh. gilt»; «Felix Platter, Ende Oktober 1536 Basel, 28.7.1614 Basel, ref., von Basel. Sohn des Thomas (->) und der Anna Dietschi. 1557 Magdalena Jeckelmann, Tochter des Franz, Wundarzts und Ratsherrn. P. wollte schon als Kind Arzt werden. 1552-57 Medizinstud. in Montpellier, 1557 Dr. med. in Basel und Eröffnung einer ärztl. Praxis. 1571-1614 Prof. der prakt. Medizin (sechsmal Rektor) und Stadtarzt zu Basel. In 55 Jahren Berufstätigkeit gelangte P. zu einem grossen Vermögen. Nach dem Tod seines Vaters sorgte er für dessen Kinder aus zweiter Ehe. Seinen Stiefbruder Thomas (->) liess er ebenfalls in Montpellier Medizin studieren. P. war ein vielseitiger, selbstständig denkender Arzt und stellte, ganz im Sinne der Renaissance, seine eigenen Beobachtungen über das Bücherwissen. Die anatom. Sektion war für P. nicht nur Grundlage der Kenntnis des menschl. Körpers, sondern auch Mittel zur Feststellung von Todesursachen (z.B. Hirntumoren) und zur Beantwortung gerichtsmedizin. Fragen. So war er Pionier der patholog. Anatomie und wurde zum Vater der helvet. Gerichtsmedizin. Als erster Mediziner erkannte P. in der Netzhaut (Retina) den bildaufnehmenden Teil des Auges, wie er in "De corporis humani structura et usu" (1583) darlegte. P.s umfangreichstes Werk, das dreiteilige Lehrbuch "Praxis medica", ist eine Gesamtdarstellung der klin. Medizin nach einer neuen, auf die Krankheitserscheinungen bezogenen Einteilung. Zukunftsweisend war die darin enthaltene Darstellung der Gemüts- und Geisteskrankheiten. Die in P.s letztem Lebensjahr publizierten "Observationes" enthalten Krankengeschichten, die auch auf die familiäre und soziale Umwelt der Patienten eingehen. Als wegweisender Epidemiologe zeigte sich P. in seinem Pestbericht, in dem er die Basler Pestepidemie von 1610-11 statistisch genau erfasste. In seinem dt., 1840 erstmals publizierten Tagebuch, einer Lebensbeschreibung, erwies sich P. als Schriftsteller von Rang. Er gab seine Beobachtungen, Eindrücke und Überlegungen in klarer Sprache, ohne Umschweife und anschaulich mit viel Sinn für das farbige Detail und auch für das Groteske der menschl. Dinge wieder. Er schilderte u.a. das Alltagsleben in und ausserhalb der Univ. Montpellier, das Theater und Verbrechensfälle. Das Werk bildet eine ergiebige, z.T. einzigartige Quelle für die Kultur- und Sozialgeschichte. P. sammelte Kunstgegenstände, Musikinstrumente und v.a. Naturalien; er besass einen botan. Garten. Er spielte mehrere Instrumente, liebte die Geselligkeit und unterhielt Gäste und Freunde mit eigenen Versen, Gesang und Lautenspiel. Als Arzt und Wissenschaftler war P. in der Schweiz führend. Seine klin. Werke sind nach seinem Tod mehrmals neu aufgelegt worden. Seine Bedeutung als Epidemiologe, Gerichtsmediziner und sozialgeschichtlich bedeutsamer Autor ist erst in jüngster Zeit gebührend gewürdigt worden» (HLS).
Preis € 77.00 CHF 72.00

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