Bemerkung:
Zwei Kleriker ersuchten Papst Gregor IX. um die Gründung eines Chorherrenstifts. Damit wollten sie vermutlich das Ansehen Rheinfeldens mehren, das 1218 Reichsstadt geworden war. Nachdem Bischof Heinrich von Thun die Erlaubnis erteilt hatte, wurde das Stift am 31. Oktober 1228 gegründet. Wie die Johanniterkommende genoss es Steuerfreiheit und war nicht der städtischen Rechtsordnung unterstellt. Das Stift übernahm die nun in den Rang einer Stiftskirche erhobenen Pfarrkirche und die Verantwortung für die Seelsorge. Es wählte seine Chorherren selbst, wobei der Dekan des Hochstifts Basel die Wahl bestätigen musste. Nach der Aufbauphase umfasste das Stift 13 Pfründen, wovon zwei dem Propst zustanden. Inhaber der Pfründen waren überwiegend Vertreter des regionalen Adels, wodurch das Stift von zahlreichen Schenkungen profitierte.Der Besitz des Stifts verteilte sich auf folgende Gebiete: Linksrheinisch im gesamten Fricktal bis nach Laufenburg und Densbüren, im Ergolztal zwischen Pratteln und Wisen sowie in der Stadt Basel, rechtsrheinisch zwischen Riehen und Säckingen sowie um Schopfheim und Bellingen. Bereits seit seiner Gründung besass das Stift den Kirchensatz von Eiken, 1400 kam die Kirche von Kilchberg und 1407 jene von Herznach hinzu, 1653 schenkte Erzherzog Ferdinand III. die Kirche von Wölflinswil, als Entschädigung für die im Dreissigjährigen Krieg erlittenen Schäden. Die Chorherren verkauften jenen Teil der Naturaleinnahmen, der über den Eigengebrauch hinausging, auf dem Markt in Rheinfelden. Das dabei verdiente Geld verliehen sie gegen Zinsen an die Einwohner. Das Stift stellte den Schulmeister, der die städtische Schule führte. Herzog Siegmund verfügte 1460, dass eine der Chorherrenstellen zur Finanzierung der neu gegründeten Universität in Freiburg im Breisgau verwendet wird. Als dort 1492, 1501 und 1509 die Pest wütete, fanden die Professoren der juristischen Fakultät in Rheinfelden Zuflucht. 1496 gab es sogar Überlegungen, die Universität hierher zu verlegen.Ab 1468 war das Stift in der Prälatenbank der Breisgauer Landstände vertreten. Johann Eberlin von Günzburg verbreitete 1523 reformatorisches Gedankengut, wobei seine Ausführungen auch bei den Chorherren auf reges Interesse stiessen. Rheinfelden blieb aufgrund der österreichischen Machtstellung katholisch, doch verhielten sich die hier wirkenden Geistlichen mehrere Jahrzehnte lang auffallend tolerant gegenüber reformatorischen Neuerungen. Obwohl Basel ab 1529 in Kilchberg einen reformierten Pfarrer einsetzte, gingen die Einnahmen dieser Pfarrei bis 1807 weiterhin an das Stift. Da die österreichischen Landesherren die ihnen gewährten Kredite nie zurückzahlten, geriet das Stift ab dem 17. Jahrhundert zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten; auch die Folgen des Dreissigjährigen Krieges trugen zum allmählichen Niedergang bei. 1803 zog der neue Kanton Aargau die Zinseinkünfte des Stiftes an sich und durch den Reichsdeputationshauptschluss gingen die nun im Grossherzogtum Baden gelegenen rechtsrheinischen Besitzungen verloren. Nachdem der Kanton bereits 1868 die Pfarreien Eiken und Herznach zugunsten der jeweiligen Kirchgemeinden losgekauft hatte, hob der Grosse Rat das Stift am 25. November 1870 per Dekret auf. Somit war auch die Verbindung zu Wölflinswil beendet.