Bemerkung:
In den 1920er und 1930er Jahren war Zürich das Mekka der Schweizer Ländlermusik. Alles, was in der volkstümlichen Szene Rang und Namen hatte, gastierte in der Limmatstadt.Der Schwyzer Stocker Sepp hatte im Zürcher Niederdorf der Ländlermusik zum Durchbruch verholfen. Er wurde 1898 in Wollerau geboren, wo er als 14-jähriger Klarinettist von seinem volksmusikbegeisterten Klassenlehrer öfters zum gemeinsamen öffentlichen Musizieren mitgenommen wurde. Nach einer Buchdruckerlehre zog es ihn 1921 nach Zürich, wo er beispielsweise beim «Tages-Anzeiger» arbeitete, innert kürzester Zeit aber zu einem begehrten Musiker wurde. Laut Fachleuten war Stocker Sepp (er setzte aufgrund seiner ländlich-bäuerlichen Herkunft immer den Nachnamen vor den Vornamen) eher ein durchschnittlicher Klarinettist, aber dafür ein umso umtriebigerer Organisator und Vermarkter. So bewies er bei der Auswahl seiner erstklassigen Musiker viel Geschick: Er spielte u. a. mit dem Heirassa-Mitgründer Kaspar Muther, mit Walter Wild, mit Jost Ribary sen., mit Heiri Meier und Dominik Märchy, der 1901 in Schwyz geboren wurde.Zu dieser Zeit startet die noch junge Schweizer «Platten-Industrie» eine Umfrage in Zürich und Umgebung. Auf einem an alle Haushaltungen zugestellten Bogen wurde nach den bekanntesten Musikern in der Stadt gefragt. Auf den 118 000 eingegangenen Bogen stand an erster Stelle mit 93 568 Stimmen der Wollerauer Stocker Sepp, gefolgt von Walter Wild und vom Zuger Klarinettisten Jost Ribary. Um das Jahr 1930 herum hatte Stocker Sepp mit seiner Kapelle mehrere einwöchige Auftritte in Paris und machte dort auch Schallplatten-Aufnahmen, ebenso in London. Zu grösster Popularität schaffte er es 1939 an der Schweizerischen Landesausstellung in Zürich. Dort trat er nicht nur fast täglich auf, er hatte von der Direktion auch den Auftrag erhalten, eine grosse Anzahl Volksmusikformationen zu engagieren und nach seinen Plänen einzusetzen.1936 zog Stocker Sepp mit seiner Frau Rosa von Zürich nach Schlieren. Wie im Lexikon der Schweizer Volksmusikanten zu lesen ist, erlitt er 1949 – also vor 65 Jahren – bei einem Sturz von der Treppe so schwere Verletzungen, dass er daran nach fünf Tagen, erst 51-jährig, starb.