Bemerkung:
EA. - «Augustin Keller, 10.11.1805 Sarmenstorf - 8.1.1883 Lenzburg, kath. [...] Einjähriger Aufenthalt an der Lehranstalt des liberalen Pfarrers Christophor Fuchs in Libingen (Gem. Mosnang), 1822 Eintritt in die Kantonsschule Aarau, 1825 Matura. Schon damals Besuch der Vorlesungen des Aarauer Bürgerl. Lehrvereins. 1826-30 Stud. der Philologie, Pädagogik, Geschichte, Philosophie und Nationalliteratur, zuerst ein Jahr an der Univ. München, dann an der Univ. Breslau. Prägend für K.s späteres Wirken wurde der antiklerikale Aufklärungshistoriker Ludwig Wachler. 1831 wählte der Luzerner Kl. Rat K. als Lehrer an das Luzerner Gymnasium, 1833 ausserdem zum Mitglied der Schuldirektion. 1834 berief ihn der Kl. Rat des Kt. Aargau zum Direktor des kant. Lehrerseminars, das K. bis 1856 leitete. 1835-52 gehörte er dem aarg. Gr. Rat an (1842 Präs.), 1856-81 dem Regierungsrat. In der eidg. Politik trat er 1841, 1844 sowie 1845 als Tagsatzungsgesandter auf und war von Okt. bis Dez. 1848 Mitglied des ersten Ständerates. 1854-66 gehörte er dem Nationalrat an (1858 Präs.), 1867-81 wiederum dem Ständerat (1871 Präs.) sowie 1854-81 dem Eidg. Schulrat. Als Mitglied des kath. Kirchenrates des Kt. Aargau 1835-81 und als dessen Präs. ab 1856 beeinflusste er die Kirchenpolitik der Diözesanstände des Bistums Basel wesentlich. Nach der Unfehlbarkeitserklärung des 1. Vatikanums stand er an der Spitze des kath. Widerstandes gegen Rom in der Schweiz. Er gehörte 1871 zu den Mitbegründern des Schweiz. Vereins freisinniger Katholiken und 1874 der Christkath. Kirche der Schweiz. 1875-79 präsidierte er deren Synodalrat. Die Idee der Volksaufklärung als Grundlage eines fortschrittl. Gemeinwesens bestimmte sein Wirken als Schul- und Kirchenpolitiker. Der Aufbau der aarg. Volksschule war weitgehend sein Werk (Schulgesetz von 1835, Ausbau des aarg. Lehrerseminars). Kirchenpolitisch verfocht K. eine radikale Linie des liberalen Katholizismus, am spektakulärsten in seinem Kampf um die Aufhebung der aarg. Klöster 1841 und gegen die Berufung der Jesuiten in die Schweiz. In der neuen christkath. Kirche sah er seine Vorstellungen eines erneuerten Katholizismus und eines schweiz. Nationalbistums verwirklicht. Sein Ideal der Gleichheit bewog ihn - trotz einiger antijüd. Vorurteile - zum Einsatz für die Emanzipation der Surbtaler Juden und für soziale Gerechtigkeit, was z.B. in den "Briefen des Gätterlimachers über die neue Verfassung" (1852) zum Ausdruck kommt. 1864 Dr. h.c. der Univ. Bern.» (HLS).