Bemerkung:
- Niklaus Emanuel Tscharner. (21.3.1727 Bern, 5.5.1794)Kehrsatz, reformiert, von Bern. Sohn des Emanuel (->). Bruder des Vinzenz Bernhard (->). 1) 1752 Anna Katharina von Tavel, Tochter des Paul Esajas, Hofmeisters von Königsfelden, 2) 1758 Elisabeth geborene Tscharner, Tochter des Abraham Ahasverus, Landvogts von Trachselwald. Schwager des Beat Jakob (->). Niklaus Emanuel Tscharner erhielt von Johann Stapfer eine umfassende Erziehung, die er mit einer Bildungsreise nach Deutschland, in die Niederlande, nach England und Frankreich 1750-1751 abschloss. Danach übernahm Tscharner den Blumenhof bei Kehrsatz und betrieb ihn als landwirtschaftliches Mustergut. 1759 gehörte er zu den Gründern der Ökonomischen Gesellschaft von Bern, die er 1777-1786 und 1788-1790 präsidierte. 1765 wurde er Mitglied der Helvetischen Gesellschaft (1774 Präsident). Nach seiner Wahl in den Berner Grossen Rat 1764 wirkte Tscharner in der Holzkammer und der Landesökonomiekommission. Als Obervogt von Schenkenberg 1767-1773 setzte er sich für die Verbesserung der Land- und Waldwirtschaft, der Strassen und des Schulwesens ein. Isaak Iselin rühmte Tscharners Rechtsprechung, die auf eine erziehende Wirkung ausgerichtet war. 1771 erschien seine "Physisch-ökonomische Beschreibung des Amts Schenkenberg" und 1776 in Iselins "Ephemeriden" mit den 17 Briefen "Über die Armenanstalten auf dem Lande" sein pädagogisches Hauptwerk. Wegen seiner Verdienste setzte ihm Johann Heinrich Pestalozzi in "Lienhard und Gertrud" (4 Bde., 1781-1787) als Landvogt Arner ein literarisches Denkmal. Zurück in Bern, diente Tscharner unter anderem als Mitglied des Schulrats und der Kornkammer. Er gründete die Dienstenzinskasse, eine der frühesten Ersparniskassen in Europa, und bereitete den Weg für die Errichtung einer Brandversicherungskasse. 1791 wurde er in den Kleinen Rat und 1792 zum Deutschsäckelmeister gewählt. Bei allen Bemühungen, den Lebensstandard breiter Bevölkerungsschichten zu heben, hielt Tscharner am aristokratischen Regime fest. (Hans Brau, HLS)