Bemerkung:
(= Historische Studien, 480)- Trojanische Vorfahren und Stammbäume bis zu Noah und Adam sind ein bekanntes Merkmal mittelalterlicher Adelsgenealogien. Das Wissen um die eigenen Ursprünge, dessen Bewahrung und Verbreitung war Teil der politischen Kommunikation des Mittelalters, denn für den Adel waren Vorfahren und Vorgänger entscheidend für die Selbstlegitimierung und Voraussetzung zur Selbstpositionierung in einer Gesellschaft, die nach streng hierarchischen Rangordnungen lebte. Auch der englische Hochadel nutzte die publizistischen Möglichkeiten, die ihm die Geschichte der eigenen Familie bot. Anders jedoch als ihre kontinentalen Zeitgenossen entwickelte die englische Peerage kein Interesse an einer antiken Abstammung, und auch die biblischen Vorfahren waren kaum von Bedeutung. Stattdessen richtete sich der Blick auf einen anderen Ort und eine andere Zeit. Der vorliegende Band bietet einen Einblick in die englische Adelswelt des späten Mittelalters, indem er den Gebrauch der Genealogie in verschiedenen Kontexten nachvollzieht. Anhand der unterschiedlichen Gattungen genealogischer Literatur wird aufgezeigt, welche Bedeutung die eigene Geschichte für die Adelsfamilie im privaten wie öffentlichen Alltag einnahm und welche Entwicklungen zu Beginn der Neuzeit die englischen Genealogien nachhaltig veränderten.