Untertitel / Graf. Technik:
Codex Vaticanus latinus 4922 (Faksimile u. Kommentar, 2 Bde.)
Buchdaten / Blattgrösse:
8° (22 x 17,5 cm) Faksimile: 81 Bl., m. eingen blattgrossen, farbige Miniaturen; Kommentarbd.: 221 S.
Bemerkung:
Nr. 1058 von 2000 Exemplaren.Der Codex Vaticanus latinus 4922 ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil er den Originaltext der Lebensbeschreibung der berühmten Mathilde von Canossa enthält, der wiederholt gedruckt und übersetzt worden ist. Er wurde von den Historikern eingehend untersucht, die sich mit der Erhellung einer der interessantesten Epochen unserer Geschichte beschäftigen: während des Investiturstreites zwischen den Päpsten und Kaisern hat sich die Gestalt der Gräfin Mathilde immer scharf konturiert abgezeichnet, im Bewußtsein der Gebildeten und in den volkstümlichen Vorstellungen. Es handelt sich hier also um die Lebensbeschreibung einer außergewöhnlichen Persönlichkeit, die in einer dramatischen Epoche des europäischen Abendlandes ihr Tun entfaltet. Zwar berichten uns auch andere Zeitgenossen von Mathilde, und ihr Name tritt in zahlreichen Urkunden jener Zeit auf, aber Donizo, der Schreiber ihrer Biographie, zeichnet sich dadurch aus, daß er uns ein moralisches Charakterbild von außergewöhnlichem Detailreichtum liefert. Dabei ging er weit über das Bedürfnis hinaus, die Bedeutung ihrer Taten darzustellen, wie sie sich ihm als einem kirchentreuen Parteigänger der eigenen und der päpstlichen Interessen darboten. Die Dichtung berichtet über die gesamte Geschichte der Canossa, natürlich mit der Absicht, zu verherrlichen, aber ohne die Dramen, die schmerzlichen Tragödien und die Niederlagen zu unterschlagen. Diese Ereignisse beunruhigen uns schon im Hinblick auf die rasende Geschwindigkeit, mit der dieses Haus den Gipfel der Macht erreicht: von Adalbert genannt Azzo, dem Stammvater, bis zu Bonifaz, seinem Enkel, dauerte der Aufstieg dieser Familie nur drei Generationen. Von unbekannten Vasallen anderer, viel Mächtigerer wurden sie zu Grafen, Markgrafen, schließlich zu Herzögen und Verwandten von Königen und Kaisern.Kommentarband von Régine Pernoud.