Bemerkung:
Alexander Rüstow (1885 -1963), Sozialwissenschaftler und Ökonom, studierte von 1903 bis 1908 in Göttingen, München und Berlin Mathematik, Physik, Philosophie, Altphilologie, Jurisprudenz und Nationalökonomie. Rüstow promovierte 1908 bei Paul Hensel an der Universität Erlangen mit seiner Arbeit "Der Lügner. Theorie, Geschichte und Auflösung des Russellschen Paradoxons". Die Problemstellung wurde später als Russellsche Antinomie bekannt. Rüstow meldete sich als Freiwilliger zur Armee wo er mit dem EK 1. und 2. Klasse und dem Hausorden der Hohenzollern ausgezeichnet wurde.1918 übernahm Rüstow einen Posten im Reichswirtschaftsministerium als Referent für die Nationalisierung der Kohleindustrie des Ruhrgebiets. 1933 musste Rüstow, da er unter anderem Kurt von Schleicher, in einem zur Verhinderung der Machtergreifung aufgestellten Schattenkabinetts als Wirtschaftsminister vorgesehen war, emigrieren. Er wurde auf einen Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftsgeschichte an die Universität Istanbul berufen. Dort entstand Rüstows Opus Magnum «Ortsbestimmung der Gegenwart». 1950 wurde er Ordinarius für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Heidelberg. Rüstow gehört zusammen mit Walter Eucken und Franz Böhm zu den Mitbegründern des Ordoliberalismus. Er kämpfte für eine soziale Marktwirtschaft (in seinem Munde erhielt das Adjektiv "sozial" eine stärkere Betonung). Das im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankerte Konstruktive Misstrauensvotum geht teilweise auf Rüstows Kritik der Weimarer Verfassung zurück.