Bemerkung:
Hans und Fritz Steger sehen in der Ferne ihr Schulhaus in Witikon, doch nur kurz. Dann biegt die Gotthardbahn vom Ufer des Zürichsees ab. Sie fährt durch die Innerschweiz, drei Mal am Dörfchen Wassen vorbei und durch den Tunnel, um schliesslich in Mailand einzutreffen. Von dort geht es für die Buben weiter nach Genua, wo ihre Reise erst richtig beginnt. Sie besteigen den Ozeandampfer «Cordoba», der sie über den Atlantik in jenes Land bringt, wo sie ein ganzes Jahr verbringen dürfen: nach Argentinien. Die Brüder sind die Hauptfiguren eines Abenteuerromans des Zürcher Journalisten Max Schreck. Das Buch erschien erstmals 1937, und zwar im Schweizer Spiegel-Verlag, der später auch «Schellen-Ursli» herausbrachte. Bis in die 1950er Jahre erlebte es rund ein Dutzend Auflagen, bevor es in Vergessenheit geriet. Jetzt wird dem Jugendbuch in leicht überarbeiteter Form ein zweites Leben geschenkt, indem der Künstler und Unternehmer Dieter Meier und der Historiker Roland Aegerter es neu herausgeben.Schreck wächst als Sohn des Sihltalbahn-Direktors unweit des Bahnhofs Selnau auf, gemeinsam mit acht Brüdern. 20-jährig zieht es ihn 1912 mit einem Abschluss der Handelsschule in der Tasche nach Argentinien. Dort wird er Verwalter eines grossen Landguts und lernt die Agrarwirtschaft des damals sehr wohlhabenden Landes von innen kennen. Schreck war kein Exot. In der Schweiz galt Argentinien als beliebtestes Auswanderungsziel nach den Vereinigten Staaten.Ende der 1920er Jahre folgt er seiner Ehefrau und ihrem gemeinsamen Sohn zurück nach Zürich, wo er wieder Fuss zu fassen versucht. Einmal verdient er sein Geld in einem Architekturbüro, dann als Aufsicht im Lesesaal einer Bibliothek. Schliesslich wird er Redaktor bei einer Familien-Illustrierten und schreibt gelegentlich auch für die NZZ. In seiner stillen Beharrlichkeit und seiner unstillbaren Liebe zum alten Zürich sei er stets auf Entdeckerfahrten in der städtebaulichen und landschaftlichen Vergangenheit unserer Stadt aus gewesen, schreibt die Zeitung im 1960 erschienenen Nachruf.