Bemerkung:
Der Kanton Zürich hatte am 10. März 1831 eine radikal-liberale Verfassung in Kraft gesetzt, die Volkssouveränität, Glaubensfreiheit, Pressefreiheit, Handels- und Gewerbefreiheit, Gewaltentrennung, Säkularisierung des Bildungswesens und andere liberale Postulate verwirklichte. Diese «Erneuerung» (Regeneration) ging auf eine Volksbewegung (Ustertag) zurück, die von radikalen und liberalen Meinungsführern 1830 ins Leben gerufen worden war. Zürich war einer von sieben schweizerischen Kantonen (sog. Regenerationskantonen), die nach der franz. Julirevolution von 1830 ihre Verfassungen im liberalen Sinn erneuerten und sich gegenseitig im Rahmen des Siebnerkonkordats am 17. März 1832 garantierten. Anfang 1832 verbündete sich ein Teil der siegreichen Liberalen, die «Radikalen», mit den Vertretern der Landschaft gegen die Vorherrschaft der Stadt. Als Folge wurde die Schleifung der Stadtbefestigungen durchgesetzt, die als Sinnbild der städtischen Macht und der Abgrenzung zwischen Stadt und Landschaft galten. Die Führer der radikalen Bewegung waren Conrad Melchior Hirzel und Dr. Friedrich Ludwig Keller.Am 5. September 1839 liess der Pfarrer Bernhard Hirzel von Pfäffikon ZH die Glocken Sturm läuten, da er an die Gerüchte glaubte. Unter dem Schlachtruf «Vorwärts, wer ein guter Christ ist!» zog das Landvolk unter seiner Führung in die Stadt Zürich. Am Vormittag des 6. September trafen ca. 2000 Bewaffnete in Oberstrass bei Zürich ein. Die Regierung tagte schon seit 4 Uhr früh und schickte zwei Vertreter nach Oberstrass, um das Landvolk zu besänftigen und zum Abzug zu bewegen. Dessen Führer verlangten jedoch, eine Petition an die Regierung übergeben zu dürfen, und wollten auch verköstigt werden. Die Regierung verschanzte sich nach diesem Vermittlungsversuch im Posthof beim Paradeplatz und liess durch Oberst Salomon Hirzel mit Hilfe von 350 Offiziersschülern die Umgebung absperren.Als der wilde Haufen aus der Landschaft auf dem Münsterplatz eintraf, stiess er mit den Truppen der Regierung zusammen. Plötzlich fielen Schüsse, und die Lage eskalierte. Die Infanteristen eröffneten das Feuer, und die Dragoner räumten den Platz. Vierzehn Putschisten blieben tot auf dem Platz liegen. Weiter starb auch Regierungsrat Johannes Hegetschweiler, der eigentlich den Befehl zum Einstellen des Feuers überbringen wollte.Als Folge des Gefechts löste sich der Regierungsrat des Kantons Zürich faktisch auf.Der Staatsrat liess am 9. September 1839 in einer tumultartigen Sitzung verfassungswidrig die Selbstauflösung des Grossen Rates des Kantons Zürich beschliessen und setzte Neuwahlen an. Innerhalb von zehn Tagen trat der neue, konservative Grosse Rat zusammen, der gemäss dem Wahlaufruf nicht aus «wissenschaftlich gebildeten», sondern aus «gottesfürchtigen Männern» bestehen sollte. Der Rat besetzte – ebenfalls verfassungswidrig – sämtliche Behörden mit neuen, reaktionären Köpfen. Das sog. «Septemberregime» währte jedoch nicht lange. Bereits 1845 übernahmen die Liberalen wieder die Macht in Zürich.