Untertitel / Graf. Technik:
Erste Abteilung: Stadt und Kanton Luzern. Erster Band, Dritter Teil: Observationes variae tam jucundus quam utiles de rebus physicis [...]
Buchdaten / Blattgrösse:
4°, Frontispiz, XXV, 403 S., tlw. farb. Abb. (tlw. . Taf.)
Bemerkung:
EA. Mit Widmung von Josef Schmid auf Vorsatz. Beiliegend ein maschinengeschriebebner signierter Brief und die Todesanzeige desselben. - «Renward Cysat, 11.10.1545 Luzern, 25.4.1614 Luzern, kath., ab 1549 von Luzern. [...] 1552-53 absolvierte C. die Dt. Schule, 1553-59 die Lateinschule im Hof Luzern. Es folgte eine Apothekerlehre. Da ihm Armut den Besuch einer Hochschule verunmöglichte, bildete er sich autodidaktisch weiter. 1563-68 vertiefte er seine Kenntnisse der ital. Sprache und der Pharmazie durch jährl. Bildungsreisen nach Mailand; er lernte auch Französisch und Griechisch. 1570 wurde C. Luzerner Unterschreiber, 1571 apostol. Notar. In der Kanzlei bezog er einen kleinen Lohn, die Sporteln der Schreiberei und des Notariats, ferner Pensionen und andere Zuwendungen von Savoyen, Spanien und Frankreich. Nebenher führte er die Apotheke bis zur Übergabe an seinen Sohn, 1594, weiter und betrieb Landwirtschaft. Dank eiserner Sparsamkeit wurde er reich. 1573-75 war C. Luzerner Grossrat, 1575-1614 Stadtschreiber. Er reorganisierte die Kanzlei und das Archiv und sicherte die verstreut gelagerten Archivalien. In der Kanzlei war von jeher das ganze Schriftwesen und das Notariat des Stadtstaats zentralisiert. Mit der Steigerung der Schriftlichkeit vollzog C. einen Bürokratisierungsschub, Ausdruck der Verdichtung staatl. Tätigkeit durch eine breitere und intensivere Verwaltung. Er erneuerte die Rechtsaufzeichnungen des Staats, der Klöster (Urbare), Ämter, Twinge und Zünfte (Libelle). Durch sein weit gespanntes Korrespondentennetz war er gut orientiert, wegen seiner umfassenden Kenntnisse unentbehrlich und einflussreich. Zusammen mit Schultheiss Ludwig Pfyffer von Altishofen war C. der führende Kopf Luzerns und der kath. Orte in der Aussenpolitik (Anlehnung an die kath. Mächte), Kirchenreform (Klerus, Klöster), Bildungspolitik (Ausbau der Jesuitenschulen), Gesundheitspolitik (Pestbekämpfung) und im Armenwesen. Er war massgeblich beteiligt am Abschluss des Goldenen Bunds der kath. Orte von 1586 und arbeitete eng mit dem Nuntius, mit Savoyen und Spanien zusammen. Sein öffentl. Wirken fiel mit wachsenden konfessionellen Gegensätzen und der Konfrontation zwischen Frankreich, Savoyen und Spanien zusammen. C. war vielseitig gebildet, kompetent als Gestalter des Stadtstaats und engagiert als Förderer der kath. Reform. Er führte die Regie u.a. der Luzerner Osterspiele von 1583 und 1597, pflegte mit seinem ursprünglichen Beruf zusammenhängende naturwissenschaftl. Interessen in Medizin, Physik und Alchemie, untersuchte die Flora an der Rigi, legte einen botan. Garten an, führte ein Herbarium und veredelte importierte Obstsorten. Früh entschlossen, alles Denk- und Merkwürdige aufzuschreiben, sammelte er Sagen, beobachtete das Brauchtum und war auch gespenstergläubig. Er legte eine Bibliothek u.a. mit ärztl. und hist. Literatur an und pflegte Beziehungen zu gelehrten Naturwissenschaftlern und Historikern in Basel, Zürich und den beiden Freiburg. In den 22 Bänden seiner Kollektaneen stellte er Aufzeichnungen, alte und eigene Abschriften sowie Auszüge aus den Quellen vom MA an zusammen. Für die Herstellung der ältesten Karte des Kt. Luzern (1613) arbeitete C. eng mit dem Maler Hans Heinrich Wägmann zusammen. Sein Ziel, eine Luzerner und Schweizer Chronik zu verfassen, erreichte er jedoch nie. C. war Mitglied u.a. der Herrengesellschaft zum Affenwagen. Der Papst ernannte ihn 1576 zum Pfalzgf., 1593 zum Ritter» (HLS).