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Produktedetails


Art.Nr:
60572
Autor: / Künstler:
Aberli, Johann Ludwig
Titel:
Vue de Cerlier [Erlach] et du Lac de Bienne. Dessiné et gravé par J. L. Aberli avec Privilège
Untertitel / Graf. Technik:
Lithographie koloriert
Schlagwort:
Helvetica - Bern
Bindung / Bildgrösse:
36 x 51 cm
Verlag:
Ort:
Erscheinungsjahr:
ca. 1760
Buchdaten / Blattgrösse:
56 x 72 cm, unter Passepartout in blattvergoldetem Rahmen
Zustand:
Tadell.
Bemerkung:
Johann Ludwig Aberli (1723-1786) stammte aus einer in Winterthur ansässigen Familie. Seine Lehre absolvierte er bei Heinrich Meyer. Mit 18 Jahren zog er nach Bern, wo er als Dekorationsmaler tätig war und sich in der Zeichenschule von Johann Grimm weiterbildete, dessen Nachfolge er 1747 antrat. Nach der Heirat wurde 1748 sein einziges Kind geboren. Unter dem Einfluss des damals in Bern tätigen Emanuel Handmann übte sich Aberli anfangs in der Porträtmalerei, die ihm die Existenz sicherte. Im Sommer 1759 reiste er zusammen mit dem Radierer Adrian Zingg nach Paris, um im Atelier von Johann Georg Wille zu arbeiten. Er nahm teil an Wanderungen in die ländliche Umgebung der Stadt und zeichnete «nach der Natur». Er lernte damals auch den Betrieb einer gut organisierten Arbeitsgemeinschaft von Kupferstechern, Radierern und Druckern kennen. 1762 unternahm er mit dem Frankfurter Landschaftsmaler Christian Georg Schütz (1718–1791) eine Malerreise ins Berner Oberland. Mit dem Zürcher Maler-Dichter Salomon Gessner stand er in Briefkontakt. Durch den Idylliker ermuntert, beschäftigte sich Aberli mit den Ideen der neuen Empfindsamkeit. Die politische Situation in Europa förderte damals die Produktion von Veduten. Nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges ergossen sich Besucherströme an den Genfersee und ins Berner Oberland; die ausländischen Touristen und Touristinnen begehrten Abbilder dieser Gegenden. Aberli kam diesen Wünschen entgegen und begann, Schweizer Ansichten anzufertigen, die leicht zu transportieren waren, vorzugsweise auf Papier in kleinen Formaten. Aberli und bald auch seine Nachahmer wurden deshalb «Kleinmeister» genannt. Der junge Aberli zeichnete vorerst in der Art der zeitgenössischen Porzellanmalerei «erfundene Landschaften», die von Johann Andreas Pfeffel (1715–1768) in Augsburg 1750 radiert wurden. Es folgten weitere «Landschäftlein», Phantasiestücke in Kleinformat, angereichert durch architektonische Staffagen. Wohl im Zusammenhang mit dem Auftrag, die Planvedute der Stadt Bern von Gregorius Sikkinger aus den Jahren 1603–07 zu kopieren, für den er 1754 die Bezahlung erhielt, zeichnete Aberli zwei grossformatige wirklichkeitsgetreue Ansichten der Stadt Bern, die von Adrian Zingg radiert wurden. Nachdem er 1759 in Paris Landschaftszeichnungen namhafter Künstler, vermutlich auch von Claude Lorrain, studiert und ab 1762 Anregungen von Christian Georg Schütz aufgenommen hatte, gelang es ihm, vor Ort skizzierte Veduten im Atelier auf persönliche Art umzusetzen: Er zeichnete in einer Weise, die es erlaubte, die Örtlichkeiten wiederzuerkennen. Danach veränderte er die Topografie behutsam, schuf Bildkompositionen mit rahmenden Versatzstücken aus Bäumen und Hügelkuppen sowie mit Flächen gliedernden Bodenformationen und belebte diese Darstellungen mit wenigen Figuren. Auf das Liniengerüst legte er durchsichtige, zarte Farben. Er distanzierte sich von der handelsüblichen Prospektmalerei, indem er die darzustellenden Landstriche in eine arkadische Sphäre versetzte. Selbst wenn er eine Ansicht mehrmals kopierte, führte er Feder und Pinsel in einer stets gleichbleibenden Geschmeidigkeit, so dass auch die Repliken den Anschein von Frische und von der Spontaneität des Arbeitens «d’après nature» aufweisen. Um die Kopiertätigkeit zu erleichtern, entwickelte er eine rationellere Methode: Er übertrug die Hauptlinien der Tuschzeichnung mit der Radiernadel auf die Kupferplatte und druckte in Auflagenhöhe. Anschliessend folgte die Kolorierung der Umrissradierungen, zuerst sparsam in lichten Grautönen, dann in einigen stark verdünnten Grundfarben, hauptsächlich in Rosa und Hellblau, Grün und Rostrot, mit wenig Gelb. Aberli verfuhr dabei mit derselben Sorgfalt wie bei den Originalblättern. Die grosse Nachfrage rief nach erweiterter Produktion; es wurden Gehilfen eingestellt. Die Farbgebung kann deshalb in Werken aus dieser Zeit leicht variieren. Bald sprach man von der «Aberlischen Manier», die grosse Nachahmung fand. Obgleich Zeichner und Aquarellmaler, war Aberli auch fähig, grossformatige Gemälde zu fertigen, wie einige Werke, meist in Privatbesitz, zeigen. Die Radiertechnik beherrschte er zwar, aber da der Umgang mit Säure seiner Gesundheit abträglich war, zog er dazu Helfer bei: Adrian Zingg, Carl Gottlieb Guttenberg (1743–1790), Matthias Pfenninger, Balthasar Anton Dunker und zunehmend Heinrich Rieter. Spätestens ab 1766 edierte er die ersten kolorierten Umrissradierungen. Damals erhielt er von der Berner Regierung ein Schutzprivileg zum alleinigen Vertrieb seiner Blätter. Zunächst schuf er Landschaften in mittlerem Format; sie zeigen Örtlichkeiten im Kanton Bern, und zwar paarweise: Vue prise du Château de Thoun und Vue de Nidau, et du Lac de Bienne (1766); Une Partie des Glacieres du Grindelwald und Chute d’Eau apellée Staubbach dans la Vallée Louterbrunen (1768); Vue du Village et du Lac de Brientz und La Vallée Oberhasli (1769), La Ville de Berne du coté du Nord und eine Aussicht gegen die Alpen, Dessiné sur les Remparts a Berne (1770), schliesslich die Ansichten vom Genfersee: Vûë de Vevey und Vûë de Lausanne (1773–74). Nur drei dieser Motive übertrug Aberli eigenhändig auf die Platten: Die Ansicht der Stadt Bern von Norden, die Aussicht von der Berner Schanze sowie die Übersicht über das Haslital. Die Veduten erfreuten sich ausserordentlicher Beliebtheit. Als die geätzten Kupferplatten keine weiteren qualitätvollen Drucke mehr erlaubten, mussten neue hergestellt werden. Diese Aufgabe übernahm vermutlich Heinrich Rieter. Zwischen 1779 und etwa 1784 gestaltete Aberli grossformatige kolorierte Umrissradierungen: Vûe de Cerlier et du Lac de Bienne; Vûe d’Yverdon, prise depuis Clindi; Vûe du chateau de Wimmis et des environs; Vûe dessinée à Mouri prés de Berne. Die Skizzen dazu, gemalt und gezeichnet im Freien, sowie die im Atelier ausgeführten Studien und die Vorlagen, bestimmt zur Übertragung auf die Kupferplatte, befinden sich heute in verschiedenen Sammlungen. Es sind leicht hingemalte Aquarelle und Federzeichnungen in lockerem, feinnervigem Duktus. Die nach diesen Vorlagen angefertigten Radierungen wirken vergleichsweise trocken in der Nadelführung und kleinteilig in der Pinselarbeit. Für die technische Umsetzung war vermutlich Heinrich Rieter zuständig, der im Atelier ab 1777 der bedeutendste Assistent war. Nach Aberlis Tod im Jahr 1786 übernahm er aus dem Nachlass die Kupferplatten und besorgte weiterhin die Edition der beliebten Ansichten. 8Tobias Pfeifer-Helke, 2007, SIK)
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