Bemerkung:
Üppig verzierte Henkel aus Gold schmücken den Rand der kostbaren Vase. In der Mitte des wertvollen Porzellans sind die Porträts europäischer Monarchen dargestellt – umrandet von einem schweren Kranz aus stilisierten Palmblättern. Ernst und erhaben blicken die Vertreter Preußens, Russlands und Österreichs. Es ist eines der Bildnisse der Siegermächte über Frankreich und dessen Kaiser Napoleon Bonaparte, wie sie im Hirmer Katalog »Europa in Wien: Der Wiener Kongress 1814/15« gezeigt werden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist Porzellan mehr als nur hübsches Service auf den Tischen des europäischen Hochadels: Das »weiße Gold« avanciert zum begehrten Gastgeschenk, zum Mittel der Kommunikation. Deshalb werden auch herausragende historische Ereignisse auf den prachtvollen Stücken verewigt: Es sind in diesem Fall die Zeugnisse der mächtigsten Staatsmänner und Politiker Europas, die sich in der österreichischen Hauptstadt versammelt haben.Von September 1814 bis Juni 1815 schaffen sie in Wien eines der wichtigsten historischen Friedensabkommen: Ihre diplomatischen Geschicke legen den Grundstein für die politische, territoriale und moralische Neuordnung eines Europas, das durch langjährige Kriege zerrüttet ist.Europäische Einheit mit Pracht, Prunk und ProtzEs sind turbulente Monate, in denen Wien zum kulturellen Zentrum Europas aufblüht. Denn der Kongress spielt sich nicht nur auf politischem, sondern auch auf gesellschaftlichem Parkett ab: Die Neugründung des Kontinents wird begleitet von prunkvollen Paraden, prachtvollen Bällen und pompösen Aufführungen. Festliche Spektakel mit Walzerklängen sorgen weit über die Grenzen Österreichs für Staunen und Begeisterung. Der Besuch der Kaiser, Könige und Fürsten verändert das Gesicht der Stadt: Ihre Anwesenheit lockt Menschen aus aller Welt in die Donaumetropole und kurbelt die Wirtschaft enorm an. Der Bedarf an Schustern, Näherinnen, Hutmachern und Bäckern steigt während dieser Zeit. Mit ihnen strömen Hochstapler und Gaukler nach Wien. Sie werden angezogen von zahlreichen frivolen Festen, bei denen Tänzer, Akrobaten, Kuppler und käufliche Liebesdienste gefragt sind. Und auch für zahlreiche Künstler ist die Auftragslage besonders gut: Da es noch keine Fotografie gibt, kommen vor allem Portrait- und Andenkenmaler zu Geld. Innerhalb kürzester Zeit verdoppelt sich die Einwohnerzahl der Stadt. In Wien prallen die unterschiedlichsten Sitten und Bräuche, Stile und Geschmäcker aufeinander. Die Donaumetropole repräsentiert somit das neue Europa: Schlichte österreichische Eleganz trifft auf russischen Pomp – rustikale englische Küche auf französische Haute Cuisine. Die internationalen Einflüsse geben neue Impulse – auch in der Kunst.