Bemerkung:
EA. - Geschichtsbücher, die Geschichte erzählen, die das Material so ausbreiten, dass auch ein Leser davon Gewinn hat, der nicht alles schon weiss, sind selten gewor¬ den. Tobias Kästlis Geschichte des Nationalstaates seit 1798 -zeitgerecht zum Ju¬ biläum 1998 im NZZ-Verlag erschienen und stolze 538 Seiten dick - gehört zu ihnen. Leicht fasslich und anregend geschrieben, behandelt es in drei etwa gleich langen Teilen zuerst die Zeit der Revolution, dann die Gründung des Bundesstaa¬ tes und schliesslich den Weg zur Gegenwart. Dabei bleibt es aber nicht beim Er¬ zählen allein, der Autor bietet eigene Deutungen des Geschehens an, öffnet den Blick auf Kontroversen und Diskussionen und bahnt auf diese Weise einen pro¬ duktiven Dialog mit dem Leser an, an dem auch nicht fachkundige Interessierte durchaus teilhaben können. Kästli scheut sich auch nicht, zentrale Begriffe im Ein¬ gangsteil auf induktive Weise sorgfältig definitorisch zu erschliessen - wem das zusehr nach Schule tönt, möge bedenken, dass damit auch ein transparentes und ge¬ danklich nachvollziehbares Fundament entsteht, auf dem die folgenden Ableitun¬ gen sicher verankert sind. Diese solide Arbeit am Detail macht das Buch in einem besonderen Masse lehrreich. (Rudolf Hadorn, Biel)