Autor: / Künstler:
Büchler, Roman, Heidi Gander-Wolf, Carsten Goehrke, Urs Rauber u. a
Bemerkung:
Vom Ende des 17. Jh. bis 1917 wanderten über 20'000 berufstätige Schweizer vorübergehend oder für immerins Zarenreich aus. Die Ursachen dieser regen Migrationsbewegung liegen einerseits in den in R. gebotenen Aufstiegschancen begründet, andererseits beruhen sie auf dem in der Schweiz herrschenden Existenzdruck.Schlechte Berufsaussichten in der Heimat förderten beispielsweise die Auswanderung von ledigen Frauen ausmittleren und unteren Schichten, Militärpersonen aus Untertanengebieten oder Käsern, die im 19. Jh. unterder Krise der alpinen Milchwirtschaft litten. Das Zarenreich seinerseits wies mit seinen an Westeuropaorientierten Modernisierungsbestrebungen einen hohen Bedarf an qualifizierten Fachleuten aus. DieSchweizer Auswanderung nach R. war denn auch stärker als jene nach Amerika eine Spezialistenmigration,die ab der 2. Hälfte des 17. Jh. von Offizieren und Hofbeamten, etwas später von Wissenschaftlern, Ärzten,Architekten, Theologen und Zuckerbäckern getragen wurde. Ab der 2. Hälfte des 19. Jh. dominiertenzunehmend Käser (v.a. aus dem Berner Oberland), Erzieher und Gouvernanten (häufig aus der franz. Schweiz)sowie Kaufleute und Industrielle. In der Frühphase wanderten teilweise prominente Persönlichkeiten derMittel- oder Oberschicht aus, z.B. der Genfer François Le Fort, der in russ. Diensten eine glänzendeMilitärkarriere durchlief, oder der Waadtländer Frédéric-César de La Harpe, der als Erzieher des späterenZaren Alexander I. den Hof für die Belange der Schweiz zu sensibilisieren vermochte. Mit der Eisenbahn erfuhrdie Auswanderung der Unterschichten nach 1850 einen Aufschwung.In den grösseren Städten des Zarenreichs entstanden prosperierende Schweizer Kolonien mit eigenen sozialen Strukturen (Vereine, Hilfsgesellschaften).- [Schweizer Wirtschaftsflüchtlinge die sich in Russland ein besseres Leben erhofften. Nicht anders als heute. Aber das vergessen viele gerne.]