Bemerkung:
Nach dem Architekturstudium an der Technischen Hochschule (1901–06) und der Akademie der bildenden Künste (1906–07) in Wien tat sich Siegfried Theiss (1882-1963) mit dem aus Nordböhmen stammenden Hans Jaksch (1879-1970) zu einer höchst erfolgreichen Ateliergemeinschaft zusammen, die 1907 bis 1961, also 54 Jahre, währte. Darin galt Theiss, ein begabter Zeichner, eher als der künstlerische Teil, Jaksch oblag mehr die Akquisition der Projekte und der praktische Teil der Durchführung. Das Büro Theiss und Jaksch baute unter anderem Gemeindebauten für das Rote Wien. Auch in den stürmischen 1930er Jahren blieben Theiss und Jaksch sehr gut im Geschäft; zu nennen sind das Hochhaus Herrengasse und die Wiener Reichsbrücke, ein Prestigeprojekt des Ständestaats. Dennoch hatten die beiden Architekten, in damaliger Terminologie beide volksdeutscher Herkunft, keine Probleme, nach dem „Anschluss“ Österreichs der NSDAP beizutreten. Auch Theiss, wie viele andere, befürwortete den «Anschluss».1945 wurde Siegfried Theiss wegen seiner Parteimitgliedschaft kurz der Technischen Hochschule verwiesen, durfte aber seine Lehrtätigkeit schon Ende 1945 wieder aufnehmen. Theiss und Jaksch blieben auch in der Wiederaufbauperiode erfolgreich – ein bemerkenswertes, allerdings keineswegs isoliertes Beispiel für die Kontinuität der österreichischen Architekturszene der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts über alle Regimewechsel hinweg.