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Dargestellt an Leben und Werk von Max Bircher-Benner und John Harvey Kellogg
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Wir wissen es längst: Wer wenig Fleisch isst, lebt gesünder. Doch obschon der Ruf nach Mässigung bei Tisch immer lauter wird, bekommt Vater nach wie vor das grösste Steak. Warum? Weil sich in der Ernährung die Werte unserer Gesellschaft spiegeln. Und weil das Fleisch als Königin aller Speisen gilt. Essen ist mehr als ein Akt der Bedürfnisbefriedigung. Essen ist eine Ordnungsmacht. Bei Tisch beginnt die Unterscheidung zwischen Gut und Böse. Die Ordnung im Teller, Körperregime und soziale Ordnung sind aufs engste verknüpft. Albert Wirz schildert in einer fesselnden Sprache, wie wir mit dem Essen denken. Zwei Ärzte stehen im Mittelpunkt seines Buchs: der Amerikaner John Harvey Kellogg (1852-1943), der die Cornflakes erfand, und Maximilian Oskar Bircher-Benner (1867-1939), der Vater des Birchermüesli, welcher der Vollwertkost und der biologischen Ganzheitsmedizin den Weg bereitete.Kellogg und Bircher-Benner stehen für zwei Hauptströmungen der Ernährungsrevolution, die unsere Gegenwart prägt: der Amerikaner für Industriefood und vegetarische Kost, der Schweizer für Rohkost und eine möglichst naturnahe Ernährung. Gemeinsam ist den beiden Ärzten, dass sie in der Ernährung einen Schlüssel zur körperlichen Gesundheit und zum Seelenheil erkannten. Gemeinsam ist ihnen auch, dass sie die symbolische Ordnung der Industriegesellschaft aus den Angeln zu heben versuchten. Gemeinsam ist ihnen schliesslich, dass sie, obschon ausgegorene Patriarchen, das Essen feminisierten, damit die patriarchale Geschlechterordnung untergruben und so die Sache der Vernunft förderten. Beide kämpften für eine radikale Lebensreform.Bircher-Benner war ein Grüner vor der Zeit, ein konservativer Revolutionär und Naturmystiker. Mit genialischer Einsicht hat er vieles von dem vorweggenommen, was die Schulmedizin erst nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckte, als die Kinder der Überflussgesellschaft sich mit Fett, Fleisch und Zucker vollzustopfen begannen. Kaum ein Arzt hat so tiefgründig über seinen Beruf und über das Wechselspiel von Essen, Körper und Gesellschaft nachgedacht wie der radikale Doktor vom Zürichberg. Sein Müesli hat weltweit Ernährungsgeschichte gemacht. Die Philosophie hingegen, die hinter dem Birchermüesli stand, ist vergessen gegangen.Das Buch lädt zu einer Entdeckungsreise durch die Geschichte des Essens ein. Es erzählt von Männerlust und Frauenhunger in der bürgerlichen Gesellschaft, von «schlechten» und von «guten» Speisen und vom Ordnungshunger, der uns alle bewegt. Mit Liebe, Scharfsinn und Humor geschrieben, öffnet es ganz neue Perspektiven auf das, was wir alle Tage tun, ohne gross darüber nachzudenken. Es richtet sich an alle kulturgeschichtlich Interessierten, an Ärztinnen und Ärzte, an Ernährungsberaterinnen, Köche und Köchinnen, Gourmets und Gourmands, Dicke und Dünne. Wetten, dass Sie nach der Lektüre das Essen mit neuen Augen sehen?