Title:
Tausend und eine Nacht. Arabische Erzählungen, zum Erstenmale aus dem arabischen Urtext treu übersetzt von Dr. Gustav Weil. (Bde. 1-4, compl.)
Book Details / Size:
Kl.4°, XV, 926, 942, 958, 952
Description:
- Gustav Weil (1808-1889) sollte eigentlich Rabbiner werden, konnte dem aber nichts abgewinnen. Von 1828 bis 1830 studierte er Geschichte und Philologie an der Universität Heidelberg und 1830 kurz bei Silvestre de Sacy in Paris. Von dort ging er als Korrespondent der Augsburger Allgemeinen Zeitung nach Algier und reiste dann 1831 nach Kairo weiter, wo er sich bis 1835 aufhielt. Hier und in Konstantinopel vertiefte er seine Kenntnisse in Arabisch und anderen orientalischen Sprachen. 1836 promovierte er in Tübingen, im selben Jahr habilitierte er sich in Heidelberg. Von 1836 bis 1845 hatte er Lehraufträge an der Universität Heidelberg und war Bibliothekar in der Universitätsbibliothek Heidelberg. 1845 wurde er als erster Jude in Deutschland und gegen den Widerstand der Universität außerordentlicher Professor für Orientalische Sprachen, 1861 endlich ordentlicher Professor in Heidelberg.- Aus Sicht der frühesten arabischen Leser hatte das Werk den Reiz der Exotik, es stammt für sie aus einem mythischen „Orient“. Das Strukturprinzip der Rahmengeschichte sowie einige der enthaltenen Tierfabeln weisen auf einen indischen Ursprung hin und stammen vermutlich aus der Zeit um 250. Eine indische Vorlage ist nicht überliefert, was allerdings auch für viele andere indische Texte aus dieser Zeit gilt. So wird zwar ein indischer Ursprung vermutet, aber dass der Kern der Erzählungen aus Persien stammt, kann nicht ausgeschlossen werden. Hinzu kommt, dass zwischen dem indischen und persischen Kulturraum zu jener Zeit enge Beziehungen bestanden.Die indischen Erzählungen wurden wahrscheinlich in der Spätantike, unter der Herrschaft der Sassaniden, um 500 n. Chr. ins Mittelpersische übertragen und um persische Märchenerzählungen erweitert. Das mittelpersische Buch Tausend Erzählungen, der Vorläufer der arabischen Sammlung, ist verschollen, wird aber noch in zwei arabischen Quellen des 10. Jahrhunderts erwähnt. Einige Figuren in Tausendundeine Nacht haben überdies reale Vorbilder aus der persischen Geschichte, zum Beispiel den sassanidischen Großkönig Chosrau I. (reg. 531 bis 579). Da die Sassaniden enge kulturelle Kontakte mit dem Mittelmeerraum pflegten, haben vermutlich zu ihrer Zeit auch Elemente griechischer Sagen – etwa der Odyssee – Eingang in den Märchenzyklus gefunden.Wahrscheinlich im späteren 8. Jahrhundert, einige Jahrzehnte nach der Ausbreitung des Islams in Persien, entstand die Übersetzung aus dem Persischen ins Arabische, Alf Layla (Tausend Nächte). Dies geschah wahrscheinlich in Mesopotamien, dem alten Zentrum des Sassanidenreichs und Ort der neuen Hauptstadt Bagdad, Sitz der abbasidischen Kalifen. Dabei wurde das Werk zugleich „islamisiert“, das heißt mit islamischen Formeln und Zitaten angereichert. Älteste Fragmente sind aus dieser Zeit um 850 erhalten (sog. Chicago Fragment) und finden Erwähnung in der arabischen Literatur. Diese Übersetzungen zeichnen sich durch die Verwendung des Mittelarabischen aus, eine Zwischenform zwischen dem klassischen, im Koran üblichen Standard-Arabisch und den arabischen Dialekten, die seit jeher dem mündlichen Gebrauch vorbehalten sind. Um 900 entsteht auch die Schwestersammlung Hundert und eine Nacht (arabisch Mi’at layla wa-layla) im äußersten Westen der islamischen Welt. Aus der Zeit um 1150 stammt die erste Erwähnung des arabischen Titels Alf layla wa-layla in einem Notizbuch eines Kairoer Juden.