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EA. - Ferdinand Tönnies (1855 -1936 in Kiel)deutscher Soziologe, Nationalökonom und Philosoph. Mit seinem 1887 erschienenen Hauptwerk Gemeinschaft und Gesellschaft wurde er zum Begründer der Soziologie in Deutschland. Schon als Schüler war er Korrekturgehilfe des Dichters Theodor Storm, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Bereits mit 16 Jahren machte er Abitur in Husum, mit 22 Jahren wurde er mit einem philologischen Thema in Tübingen promoviert. Im Alter von 25 Jahren habilitierte er sich mit einer Arbeit über Leben und Werk des Thomas Hobbes an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Dieser Universität blieb er zeitlebens als Hochschullehrer verbunden, anfangs 27 Jahre als Privatdozent, weil die Ernennung zum Professor von der preußischen Kultusbürokratie blockiert wurde. Von 1909 bis 1933 war Tönnies Professor in Kiel, seit 1916 als Emeritus. 1921 übernahm er einen Lehrauftrag für Soziologie, der 1933 mit seiner Entlassung aus dem Beamtenverhältnis durch die nationalsozialistischen Machthaber endete. Zudem war er von 1909 bis 1933 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. In der Weimarer Republik war Tönnies die repräsentative Figur der deutschen Soziologie, sein Buch Gemeinschaft und Gesellschaft wurde zum Bestseller. Der von ihm erarbeitete Gemeinschaftsbegriff wurde jedoch von Jugendbewegung und Nationalsozialisten missbräuchlich verwendet und mit der Bezeichnung Volksgemeinschaft verfälscht. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es in der deutschen Soziologie still um Tönnies. Erst ab 1980 schuf die Kieler Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft mit ihrem Präsidenten Lars Clausen neue Perspektiven der wissenschaftlichen Beschäftigung mit ihrem Namensgeber.