Description:
EA. - Der polnische Fotograph Tomas Kizny begann 1986 Fotos ehemaliger Häftlinge zusammenzutragen, er forschte - unterstützt von der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial - sowohl in den Alben ehemaliger Lagerkommandanten und Verwaltungsbeamter als auch in privaten und staatlichen Archiven nach Bildmaterial und bereiste die ehemalige UdSSR auf der Suche nach Zeugnissen und Spuren des Gulag, jener eigenen, abgesonderten Welt, wo er eigene Aufnahmen der heutigen Ruinen der Lager und ihrer Einwohner machte.So entstand ein eindrucksvoller Bildband, der die Schrecken der im Gulag ausgeübten Gewalt sichtbar macht: Neben Steckbrieffotos von Häftlingen aus den Akten des NKWD, stehen Aufnahmen der Klosteranlage auf den Solowezki-Inseln nahe des Polarkreises, die zum ersten großen Arbeitslager der Sowjetunion wurde, Bilder der Bauarbeiten an den gigantomanischen Projekten Stalins in Sibirien wie dem Belomorkanal oder der nie vollendeten Nordeisenbahn, der Gold- und Uranminen im Lager Kolyma, wo immer mehr Gold unter katastrophalen Bedingungen gefördert wurde - im Gulag starben tausende Häftlinge durch Folter, an Unterernährung, Krankheit und Kälte.'Was ich gekannt habe, dürfte ein Mensch nicht kennen, er dürfte nicht einmal wissen, daß es das gibt' (Warlam Schalamow, Geschichten aus Kolyma)Ein gesondertes Kapitel widmet Tomasz Kizny dem Theater im Gulag. Die Theatergruppen, deren Repertoire sich von der klassischen Tragödie bis zur Operette erstreckte, waren für die Lagerkommandanten geradezu Ehrensache, für manchen Künstler unter den Häftlingen bedeutete das Spielen bessere Haftbedingungen oder sogar das Überleben.