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Vom Kreis zur Kolonne, von der Menge zur Masse, vom Schwarm zum Stosstrupp, von der Familie zu facebook.Gruppenfotografien zwischen Standesrepräsentation , Vereinsmeierei und Kunstdiskurs
Description:
Vom Autor auf dem Titelblatt signiert. Fotografien von Gruppen seit 1845Wir kennen viele Wörter, die eine bestimmte Gruppenformation bezeichnen: Aufmarsch • Bande • Chor • community • Defilee • Ensemble • Familie • Geschwader • Harem • Innung • Jury • Klüngel • Legion • Menschenkette • Nachhut • Orden • Prozession • Rudel • Seilschaft • Tross • Unmenge • Vorstand • Warteschlange • Zug… und das sind nur ein Bruchteil. In der Fotografie ist seit 1840 eine Vielzahl solcher Formationen dokumentiert. Klassisch ist die Vereinsfotografie, die mit ihren vielfältigen Anordnungen und schmückenden Objekten nicht zuletzt zur Selbstdarstellung und Standesrepräsentation hergestellt wurde. Bekannt sind auch all die familieninternen Feiern, bei denen man zusammenkommt und sich austauscht. Hierbei hat das Gruppenbild Erinnerungscharakter und dient als visueller Verstärker der Verwandtschaft. Auch im Sport hat sich das Gruppenbild weitgehend gehalten, auch wenn es sich in seiner Strenge, ähnlich wie in der überaus traditionsreichen Schulklassenfotografie, etwas gelockert hat, aber immer noch der magischen Selbstvergewisserung und dem sozialen Zusammenhalt dient. Interessant sind die militärischen Formationen, die ganz unterschiedliche Größendimensionen aufzeigen und je nach Gleichschritt und Uniformierung eine angsteinflößende Massierung und Macht darstellen. Dass heute der Mensch als beweglicher Pixel gebraucht wird, um damit Bilder herzustellen, wissen wir mindestens seit den Darbietungen olympischer Eröffnungszeremonien. Auch dass man damit ganze Bilder und Texte schreiben kann, wissen Werbestrategen zu nutzen. Oft sind wir bei Sitzungen aufgereiht, um eine Zeigesituation versammelt oder fühlen uns in der Menschenkette stark, ohne dass wir uns bewusst sind, dass wir einer homogenen Gruppe angehören und selbstbestimmte Ziele vor Augen haben. Dann wieder einigt bloß die Cadrage der Fotografie die amorphe Masse. So gehören beispielsweise Tischsituationen zum Standardrepertoire, weil die Tafelrunde ein kommunikativ-demonstrativer Platz par excellence darstellt, ähnlich einem Denkmal, um das herum man sich gerne gruppiert, um sich in die Geschichte des Ortes einzureihen. Eine wesentliche, oftmals verkannte Gruppe ist die der Zuschauer, die stetig wächst, vor allem wenn man bedenkt, dass Gemeinschaften ganz unterschiedlicher Art vermehrt ihren Nachwuchsmangel beklagen, womit sich Brauchpflege und Vereinsleben ganz allgemein kaum mehr aufrechterhalten lassen. Wenn alle nur noch zuschauen wollen, wird es tatsächlich über kurz oder lang wenig mehr zu erleben geben. Die Ausstellung basiert auf den privaten Schätzen von 12 Sammlern und dem Archiv der Stadt Memmingen. Dazu gesellen sich zwei Dutzend zeitgenössische und internationale Positionen in Buch und Fotoserien.