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EA. - Fritz Pauli (1891-1968) begann 1906 eine Flachmalerlehre und arbeitete nach deren Abbruch bei einem Fotografen in Lausanne. 1909 kaufte der Maler Albert Welti von Pauli die Radierung Susanna I und empfahl ihn dem Lehrer von Karl Stauffer-Bern, Peter Halm, der damals in München unterrichtete. Pauli studierte mit Unterbrüchen bis 1914 in dessen Kompositionsklasse, ohne allerdings je eingeschriebener Schüler der Akademie gewesen zu sein. In München machte er die Bekanntschaft seiner aus Winterthur stammenden späteren Frau Jenny Bruppacher, die sich in Deutschland zur Textilzeichnerin ausbilden liess.Nach der Rückkehr aus München 1914 bis zu seiner endgültigen Niederlassung in Cavigliano 1935 führte Pauli ein unstetes, von kürzeren und längeren Reisen geprägtes Wanderleben, unterhielt aber gleichzeitig ein Atelier in Zürich. Er weilte ab 1918 verschiedentlich in Fex, wo Landschaftsaquarelle entstanden, die zu seinen schönsten Arbeiten zählen. 1921–25 verbrachte er die Sommermonate am Zugersee, 1926 im südfranzösischen Collioure. 1925 reiste er nach Tunesien, von 1928 bis 1932 lebte er in Paris. Zum engeren Freundeskreis gehörten neben den Künstlern Ignaz Epper und Johannes Robert Schürch, dessen Bildnis Pauli malte, insbesondere der Schriftsteller Jakob Bührer und der Zürcher Sammler Kurt Sponagel.Internationale Anerkennung fand Pauli schon in jungen Jahren mit seinem druckgrafischen Schaffen. 1926 legte August Klipstein den Katalog des grafischen Werkes vor. Als besonders fruchtbar für seine Malerei erwiesen sich die Aufenthalte in Davos-Frauenkirch (1925–26), wo er Ernst Ludwig Kirchner begegnete, und in Amden (1931–35). Es entstanden Bildnisse und zahlreiche Landschaften. Von den 1930er-Jahren an zählte Pauli zu den Repräsentanten der offiziellen Schweizer Kunst, erhielt verschiedene Aufträge für Monumentalmalerei und nahm 1948 an der Biennale di Venezia teil. Das Kunsthaus Zug zeigte 1994 eine Retrospektive, die anschliessend von der Civica Galleria d’Arte, Villa dei Cedri, Bellinzona, übernommen wurde.Fritz Paulis expressionistisches druckgrafisches Schaffen (Radierung, Holzschnitt) der 1910er- und 1920er-Jahre ist von grosser kunsthistorischer Bedeutung. Zeitgemässes und Unzeitgemässes halten sich später die Waage. Auf die expressive Malerei der 1920er- und frühen 1930er-Jahre folgte nach der Übersiedlung von Amden nach Cavigliano ein dunkeltoniger, magischer Realismus. Die Befragung der sichtbaren Wirklichkeit auf ihre verborgenen, geheimnisvollen Aspekte steht sowohl in den Landschaften als auch in den Bildnissen jener Jahre im Mittelpunkt. 1935 entwarf Pauli ein Glasfenster für die Kirche Oftringen und malte anschliessend bis 1938 für die neue Kapelle im Bürgerspital Zug Passionsszenen. Es folgten während der Kriegsjahre der Freskenzyklus im Antonierhaus in Bern und 1947–1956 die Fresken im Berner Rathaus. Sowohl die Konzeption als auch die Ausführung der drei Zyklen erwiesen sich als sehr kräfte- und zeitraubend. Rückblickend schrieb Pauli in sein Tagebuch, die 1956 fertiggestellten Fresken im Berner Rathaus hätten ihn «seelisch & körperlich frühzeitig beschädigt». Die Rathausfresken nehmen eine Sonderstellung innerhalb des Schaffens ein: Pauli, den zuvor immer die Erfahrung der eigenen Verlorenheit beschäftigt hatte, entwickelte für diesen Zyklus trotz seiner inneren Vorbehalte ein Bildprogramm, das – um mit dem Kunsthistoriker Max Huggler zu sprechen – auf der Annahme basiert, «nur die reine Idealität sei mit der Monumentalität vereinbar». Im anschliessenden Alterswerk verschmelzen Schöpfungs-, Natur- und Individualgeschichte zu Bildern des in letzter Konsequenz erfassten Naturkreislaufes. 1951 schrieb Jakob Bührer über seinen Freund, es sei dessen «offenes Bekenntnis zum Menschen, seiner Veranlagung, Abhängigkeit und Beschränktheit», das ihn besonders an seiner Kunst berühre. (SIK)