Description:
Eduard Freiherr von der Heydt (1882-1964 in Ascona, Tessin) war ein deutsch-schweizerischer Bankier, Kunstsammler und Mäzen. Von der Heydt nahm als Rittmeister eines Ulanen-Regiments an den Kämpfen in Frankreich teil und wurde 1915 durch einen Bauchschuss schwer verwundet, an dessen Folgen er zeit seines Lebens litt. Aufgrund persönlicher Kontakte wurde er dem in Doorn im Exil lebenden Ex-Kaiser Wilhelm II. vorgestellt, der sich in finanziellen Schwierigkeiten befand. Von der Heydt gewann sein Vertrauen und wurde sein Privatbankier und Vermögensverwalter. Auch konnte er dem Stinnes-Konzern Hilfe leisten, als dieser Probleme mit Berliner Banken hatte.Auf Empfehlung der russischen Malerin Baronin Marianne von Werefkin kaufte von der Heydt 1926 den Monte Verità bei Ascona im Schweizer Kanton Tessin.[1] Von der Heydt ließ von Emil Fahrenkamp auf dem Monte Verità ein Hotel errichten. Er bewohnte ab 1926 die Casa Anatta, ab 1929 eine Villa in Ascona und machte den Berg zu einem Treffpunkt namhafter Besucher aus Politik, Kunst und Gesellschaft.In den zwanziger Jahren begann von der Heydt ostasiatische und afrikanische Kunst zu sammeln, ausgehend vom Gedanken der ars una: Kunst sei nicht national oder regional beschränkt, sondern bilde ein grundsätzlich einheitliches menschliches Gesamtwerk. Er baute eine der weltweit größten Privatsammlungen chinesischer und indischer Kunst auf, wobei er zahlreiche Werke als Leihgaben Museen überließ.Politisch vertrat von der Heydt, auch aufgrund seiner engen persönlichen Beziehungen zum Haus Hohenzollern, nationalkonservative und monarchistische Positionen. 1926 war er dem Stahlhelm beigetreten. Obwohl seine Frau jüdischer Herkunft war und er zahlreiche jüdische Freunde und Bekannte hatte, finden sich in Briefen aus den 1920er Jahren auch antisemitische Äußerungen. Seit dem 1. April 1933 war von der Heydt Mitglied der NSDAP, aus der er 1939 austrat, nachdem er am 28. April 1937 die Schweizer Staatsbürgerschaft erworben hatte. Er wurde dann Mitglied im schweizerischen „Bund treuer Eidgenossen nationalsozialistischer Weltanschauung“. In den 1930ern erhielt er auch die chinesische Staatsbürgerschaft.ährend der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs wickelte die August-Thyssen-Bank den gesamten Zahlungsverkehr der deutschen Abwehr unter Admiral Canaris ab. Über von der Heydt als Schweizer Repräsentant der August-Thyssen-Bank und ab 1940 auch über seine persönlichen Konten bei der Schweizerischen Bankgesellschaft flossen zwischen 1939 und 1943 mehr als eine Million Schweizer Franken an deutsche Agenten in aller Welt, insbesondere in den USA und Mexiko. Weitere, weniger gut dokumentierte Vorwürfe gegen von der Heydt betreffen die Devisenbeschaffung sowie die Weiterleitung jüdischer Lösegeldzahlungen. In welchem Umfang von der Heydt persönlich in diese Geschäfte involviert war, ist bis heute umstritten. Andererseits unterstützte er nachweislich jüdische Flüchtlinge in der Schweiz und stand in Kontakt mit diplomatischen Vertretern der Westmächte, denen er Informationen lieferte und denen gegenüber er sich als Nazigegner darstellte,.1946 übergab von der Heydt seine ostasiatische Kunstsammlung der Stadt Zürich als Grundstock für das Museum Rietberg. Seine wertvolle Gemäldesammlung stiftete er 1952 dem Städtischen Museum Wuppertal, das seit 1961 Von der Heydt-Museum heißt. 1956 wurde der Kanton Tessin Besitzer der auf dem Monte Verità verbliebenen Teile der Sammlung. Es handelt sich um etwa 500 Kunstwerke aus dem 16. bis 20. Jahrhundert sowie aus China und Japan.