Description:
EA. - «Verena Conzett, 28.11.1861 Zürich - 14.11.1947 Kilchberg (ZH), von Schiers. [...] Wegen Erblindung ihres Vaters arbeitete C. bereits im Alter von 13 Jahren in einer Färberei, dann in einer Spinnerei, wo sie durch Johanna Greulich, der Gattin von Herman Greulich, mit der Arbeiterbewegung in Kontakt kam. Bis zu ihrer Heirat war sie als Krawattenmacherin und Verkäuferin in Zürich tätig. Neben der Betreuung der vier Söhne übernahm C. administrative Aufgaben in der Druckerei ihres Mannes und empfing in ihrem Hause sozialdemokrat. Persönlichkeiten wie Paul Pflüger, Robert Seidel, August Bebel und Wilhelm Liebknecht. Sie trat der Sozialdemokrat. Partei und dem Arbeiterinnenverein Zürich bei. 1890 wurde sie Präs. des neu gegr. Schweizerischen Arbeiterinnenverbands (SAV), den sie auch am 1. Schweiz. Frauenkongress von 1896 vertrat. Sie setzte sich insbesondere für einen besseren Arbeits- und Versicherungsschutz und für kürzere Arbeitszeiten ein. 1896 folgte die Wahl in den Bundesvorstand des Schweiz. Arbeiterbunds. 1897 vertrat C. die Sozialdemokrat. Partei der Schweiz am Internat. Kongress für Arbeiterschutz in Zürich. Nach dem Freitod ihres Gatten übernahm sie 1898 die in finanziellen Schwierigkeiten steckende Druckerei und baute sie zusammen mit ihrem Associé, dem Rechtsanwalt Emil Huber, zu einem blühenden modernen Unternehmen aus. Die Gründung der belehrend-unterhaltenden Familienzeitschrift "In freien Stunden", deren Abonnement mit einer Versicherung gekoppelt war, wurde zum Erfolg. Nach der Jahrhundertwende entfremdete sich C. der Arbeiterbewegung, widmete sich jedoch vermehrt gemeinnützigen Aufgaben wie der Gründung des Mütter- und Säuglingsheims "Inselhof" in Zürich und dem Schutz lediger Mütter. C. war eine der herausragenden Persönlichkeiten der Schweizer Arbeiterbewegung. Nicht nur engagierte sie sich mit viel Einsatz für sozialpolit. Anliegen und die gewerkschaftl. Organisation der Arbeiterinnen, sie war auch trotz mangelnder Fachausbildung eine erfolgreiche Unternehmerin» (HLS).