Description:
Geb. 8.7.1764 Gebenstorf, 23.12.1835 Aarau, ref., von Brugg. Sohn des Abraham, Pfarrers, und der Elisabetha Steinhäuslin. Ledig. Schulen und Theologiestud. in Bern, 1785-88 Medizinstud. in Göttingen und Pavia, 1788 Dr. med. 1783 Hauslehrer von Philipp Emanuel von Fellenberg, 1789-98 Arzt in Bern. Ab 1791 gehörte R. der Helvet. Gesellschaft an und setzte sich für Reformen in den aristokratisch regierten Kantonen ein. Einen gewaltsamen Umsturz lehnte er entschieden ab. Am 30.1.1798 wurde er von Brugg in den erweiterten Berner Gr. Rat gewählt. Ab dem 20.5.1798 präsidierte R. den obersten helvet. Gerichtshof. Am 2.6.1798 ernannte ihn das helvet. Direktorium zum Minister des Innern. Ihm oblag der Aufbau einer modernen, den neu errichteten Staat übergreifenden Verwaltung. Nach dem Staatsstreich vom 7.8. bis 8.8.1800 arbeitete R., der zu den Unitariern gehörte, an der neuen Verfassung mit. Als Republikaner schwebte ihm die Errichtung eines Regiments der Bildung und des Talents vor. Vom 7.9. bis 27.10.1801 gehörte er der helvet. Tagsatzung an. Am 28.10.1801 trat R. zwar aus Protest gegen den Putsch der Föderalisten von seinem Amt zurück, wurde aber am 6.2.1802 als Landammann für das Jahr 1803 in den Kl. Rat gewählt. Nach Annahme der 2. helvet. Verfassung durch das Volk wirkte R. vom 9.7.1802 bis am 10.3.1803 - dem Ende der Helvet. Republik - als Staatssekr. des Dep. des Innern. Vom 12.3. bis 28.4.1803 war er im neu errichteten Kt. Aargau Mitglied der Regierungskommission zur Einführung der Kantonsverfassung. Nachdem er bei den Wahlen in den Aargauer Kl. Rat übergangen worden war, zog er sich nach Lausanne zurück, wo er wieder als Arzt praktizierte. 1814-15 vertrat er am Wiener Kongress erfolgreich die Interessen des Aargaus, des Thurgaus, St. Gallens und des Tessins sowie mit Frédéric-César de La Harpe diejenigen der Waadt. 1814 wurde er in den Aargauer Gr. Rat, 1815 auch in den Kl. Rat gewählt. 1821 reichte er seinen Rücktritt aus der Regierung ein, 1822 zog er sich endgültig aus der Politik zurück. (Beatrice Küng-Aerni).