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Aus dem Bestand des Verlages Europa und Oprecht konnte ein fast komplettes Verlagsarchiv des wichtigsten Exilverlages erworben werden. Bis 1950 sind 90 %vorhanden. In späteren Jahren fehlen etwa 30% (Meist Belletristik und Titel die nichts mit dem Exil oder dem 2. Weltkrieg zu tun haben. Die meisten Titel in Erstausgaben. Etliche Titel sind doppelt (Broschiert und Gebunden) vorhanden, teilweise in verschiedenen Auflagen.Beiliegend Werbematerial des Verlages, eine Verlagsbibliographie: «50 Jahre Europa Verlag», Wien, 1983.Gerne senden wir Ihnen eine detaillierte Liste zu.Emil Oprecht studierte seit 1917 an der Zürcher Universität, wo er bei dem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Heinrich Sieveking 1921 zum Dr. nat. oec. promovierte. Bereits während dieser Jahre zeigte der karitativ und sozial disponierte Idealist, der zeitlebens gegen Intoleranz, Demagogie und Grausamkeit kämpfte, ein ausgesprochen pädagogisches und organisatorisches Talent, das sich in der „Hilfsaktion für ausländische Proletarierkinder“ 1919 entfaltete. 1921-25 wirkte O. in der „Unionsbuchhandlung“, zuletzt als ihr literarischer und geschäftlicher Leiter. Mit einem nur temporär beteiligten Partner gründete er 1925 den Verlag „Dr. Oprecht & Helbling“, der auch eine Buchhandlung mit einschloß. Das Unternehmen wurde 1929 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Gemeinsam mit der nach Zürich geflohenen Büchergilde Gutenberg, der sein Bruder Hans vorstand, rief O. 1933 den „Europa Verlag“ ins Leben. Schon die Namenswahl war Programm.Nach dem Beginn der NS-Diktatur setzte sich O., der 1921-24 der Kommunistischen, seit 1926 der Sozialdemokratischen Partei angehörte, mit seiner Frau Emmie vorbehaltlos für emigrierte und verfemte Schriftsteller, Publizisten und Politiker ein und schuf ihnen durch seine Verlage das nötige Forum. 1933-45 erschienen Werke von etwa einhundert deutschen Exil-Autoren – meist keine finanziellen Erfolge –, denen eine doppelt so hohe Zahl weiterer Autoren gegenüberstand. Das Naziregime schloß O.s Verlage aus dem „Börsenverein der Deutschen Buchhändler“ aus, die deutschfreundlichen Schweizer Behörden und die antisemitischen „Fronten“ machten O. größte Schwierigkeiten. Um der einheimischen Zensur zu entgehen, ließ er besonders zeitkritische Titel zwar in der Schweiz drucken, offiziell aber in der New Yorker Schwesterfirma erscheinen. O.s Engagement erhielt Anerkennung von Churchill und Roosevelt. Nach der Zeitschrift „Information“ (1932-34) regte Joseph Breitbach das Periodikum „Mass und Wert“ (1937-40) an. Thomas Mann, der Mitherausgeber, forderte „alle, denen ehrlich am Schicksal des Menschen und des europ. Deutschtums gelegen ist“, zur Mitarbeit auf. Der Oprecht Verlag pflegte Belletristik mit politischer Intention, wie sie z. B. Jakob Bührer und weit stärker Ignazio Silone, O.s Erfolgsautor, explizit verfaßten. Daneben wurden Kunstbücher sowie literarhistorische und wirtschaftliche Werke veröffentlicht. Für die Freiheit des Worts standen u. a. Ernst Bloch, Max Hermann-Neisse, Thomas Mann, Else Lasker-Schüler, Hans Sahl, Alfred Polgar, Wilhelm Uhde, Georg Kaiser und Jean Gebser. Der „Europa Verlag“ präsentierte bereits 1936 Walter Hornungs Tatsachenbericht „Dachau“. Grundlegende Analysen gegen Faschismus und Nationalsozialismus stammten von Silone, Konrad Heiden, Erich Kahler, Hermann Rauschning, Otto Braun, Karl Löwith und Willy Brandt. Die Thematik galt sowohl der akuten Situation als auch zur Neuorientierung nach dem Krieg. – Daß das Zürcher Schauspielhaus zur wichtigsten Bühne für deutsche Emigranten avancieren konnte, lag essentiell an dem Literaturkenner O., der seit 1938 die kaufmännische Leitung des Theaters innehatte. Gerade dieses Institut bot nach O.s Überzeugung die Chance für die „geistige Landesverteidigung“ der Schweiz. Nach dem 2. Weltkrieg setzte sich O., der an die Spitze des Schweizerischen Buchhändler- und Verleger-Vereins gewählt wurde, sogleich für den Bücheraustausch mit dem befreiten Deutschland ein, dessen Reintegration in das internationale Kulturleben er demonstrativ betrieb.Der 1933 ebenfalls von Emil Oprecht gegründete Verlag veröffentlichte während der Zeit des Nationalsozialismus vor allem Werke von verfolgten Autoren und galt damit als sogenannter Emigrantenverlag. Auch war der Europa Verlag einer der wichtigsten Theaterverlage der damaligen Zeit. Emil Oprecht gehört zu den legendären Verlegern des vergangenen Jahrhunderts, der in täglichem Kampf für die Unterstützung Verfolgter, gegen zunehmenden Druck auch der schweizerischen Zensur und gegen alle ökonomischen Widerstände aufrecht blieb. In dem halben Jahrhundert des Bestehens seines Verlages standen im Programm Autoren und Bücher im Vordergrund, die für die Würde und Freiheit des Menschen eintraten.Auch der 1946 von ihm in Wien gegründete Schwesterverlag, der 1947 sein erstes Programm vorlegte, sah es als seine Aufgabe an, der in Zürich begründeten Tradition zu folgen und 'im Ringen der Anschauungen für europäischen Geist und humanitäre Gesinnung eine Tribüne zu sein'. Ab 1953, nach dem Tode Emil Oprechts, gehörte der Wiener Sitz des Verlages dem Österreichischen Gewerkschaftsbund. Der Zürcher Europa Verlag blieb eigenständig. Zwei Jahre nach der 1992 erfolgten Privatisierung wechselte der Sitz von Wien nach München, veröffentlicht wurden seitdem vorwiegend politische Sachbücher, Belletristik und Biografien.Im Jahr nach Oprechts Tod, 1953, ging das Wiener Unternehmen an den Österreichischen Gewerkschaftsbund, der das Werk von Arthur Koestler fortsetzte, Manès Sperber entdeckte und ein allgemeines belletristisches und Sachbuch-Programm verlegte. Vierzig Jahre später, 1993, wurde der Wiener Verlag stillgelegt, der Europa Verlag ging in den Besitz von Otto Wolff von Amerongen und Sal Oppenheim über und zog nach München, später dann, nach dem Erwerb durch die Senator Entertainment AG nach Hamburg. Im Jahr 2005 wurden die verlegerischen Aktivitäten eingestellt.Der Zürcher Europa Verlag legte im Frühjahr 2010 mit Titeln von Curt Riess, Richard Aschinger, Reinhold Joppich, Luigi Bartolini, Arthur Koestler, Angelika Waldis u.a. sein neues Programm vor. Im Verlag erscheinen u.a. auch Robert Parker, Andreas Gross, Rainer Gross, Carlo Levi, Bertrand Russell, Willy Brandt und Esther Scheidegger.