Description:
(= Edition Bauhaus 36). Kalkutta, Indien, 1922. In den Räumen der „Indian Society of Oriental Art“ ist eine Ausstellung zu sehen, in der erstmals auf dem Subkontinent Werke der Bauhauskünstler Paul Klee, Lyonel Feininger, Johannes Itten, Georg Muche und Wassily Kandinsky neben Werken indischer Avantgardekünstler wie Nandalal Bose, Shanta Devi, Sunanyani Devi und Gaganendranath Tagore gezeigt werden. Diese Begegnung der Avantgarden ist nicht allein mit der Indien-Begeisterung des Bauhauses zu erklären, sondern das Ergebnis eines vitalen Netzwerkes von Intellektuellen, international operierenden Institutionen, Zeitschriften und Publikationen, Reisebewegungen und Bildungseinrichtungen. Schon zu Beginn der Zwanzigerjahre verstand sich die Avantgarde als kosmopolitisches Projekt. Die Ausstellung in Kalkutta war insofern ein besonderes und bisher wenig beachtetes Laboratorium einer transnationalen Kunstbewegung. Nach dem Ersten Weltkrieg war die westliche Moderne auf der Suche nach geistigen und künstlerischen Alternativen. Auch die indischen Künstler suchten in der spätkolonialen Phase nach einer neuen kulturellen Identität. Das einigende Band dieser außergewöhnlichen Begegnung war das gemeinsame Interesse für die künstlerischen Sprachen des Kubismus, Primitivismus und der Abstraktion. So ist die Ausstellung in Kalkutta ein interessanter Fall einer internationalisierten Kulturproduktion im Spannungsfeld zwischen globaler Avantgarde und ihrer kulturellen Differenz.