Description:
Exemplar Nr. 26. Bearbeitet von Dr. Hans Bloesch, Dr. Ludwig Forrer und Dr. Paul Hilber. Die Bilder sind in Ein- u. mehrfarbigen Kupfertiefdruck. Die Einbände sind entworfen vom Kunstmaler Paul Boesch in Bern, ausgeführt von Arné Asper in Genf. Tschachtlans Bilderchronik ist die älteste Schweizer Bilderchronik. Das Besondere an Tschachtlans Chronik liegt in ihrem Bilderschmuck, den im Original 230 farbigen, meist ganzseitigen Illustrationen, die noch ganz dem späten Mittelalter verhaftet sind und sich durch Unbekümmertheit und Frische auszeichnen. Bendicht Tschachtlan erschien als zuverlässiger, hingebungsvoller Staats- und Verwaltungsmann; er war ein Angehöriger der begüterten und emporstrebenden oberen Mittelschicht, erfahren und maßvoll. Er stand dem Adel nahe und war auf Wahrung der Ehre seines Namens bedacht. Insgesamt stand er 45 Jahre lang im öffentlichen Dienst. Geboren wurde er um das Jahr 1420. 1448 trat er in den Großen Rat der Stadt Bern ein, 1452 verehelichte er sich. Als Mitglied des Rates war er in den Jahren von 1453 bis 1493 an den wichtigen Entscheidungen der Stadt beteiligt; seine Amtstätigkeit umfaßte wesentliche Teile der damaligen Wirkungsbereiche des Staates: Finanz- und Bauwesen, Recht, Wirtschaft und Aufsicht über geistliche Institutionen. Seit der Mitte der achtziger Jahre des 15. Jahrhunderts begann Tschachtlan, seine Ämter abzugeben. Der Chronist und Politiker verstarb im Herbst 1493. Die Chronik Tschachtlans weist einige großartige Neuerungen auf dem Gebiet der Chronistik auf. Zum einen handelt es sich um die erste illustr. Chronik; die Bilder sollten den Text augenfällig illustrieren. Außerdem liegt ein Teil der Chronik auch dem ersten Werk des Diebold Schilling zugrunde. Vermutlich hat der junge Schilling sogar mit redaktionellen Arbeiten an der Chronik Tschachtlans mitgewirkt. Eigentlicher Schreiber des Textes war Heinrich Dittlinger; auch er war Politiker in Bern. Gemeinsam schrieben die beiden die Chronik ohne amtl. Auftrag, als reine Privatarbeit; im Nachwort bezeichnen sie sich selbst als Autoren und halten fest, die Chronik sei 1470 beendet worden. Der Text ist nur zu einem kleinen Teil Tschachtlans eigenes Werk. Der erste Teil, der die Zeit bis 1431 behandelt, basiert auf der «Amtlichen Berner Chronik» des Konrad Justinger aus dem Jahr 1431. Im zweiten Teil, in dem der Alte Zürichkrieg zur Sprache kommt, bezog sich Tschachtlan auf die Chronik des Hans Fründ. Der Rest stammt vom Ratsherrn selbst. Änderungen fand Tschachtlan vor allem dort angebracht, wo Negatives über seine Heimatstadt Bern ausgesagt wurde. Es lag in seiner Absicht, Bern und seine Geschichte in den Vordergrund zu rücken. Da aber Bern seit 1323 mit den Waldstätten verbündet war und seit 1353 zur achtörtigen Eidgenossenschaft gehörte, ist Berns Geschichte zugleich eidgenössische Geschichte.