Description:
EA. «Zur Erinnerung an Hans Frölicher, schweizerischer Gesandter in Berlin 1938 - 1945». Beiliegend eine Visitkarte von Max Frölicher mit handschriftlichem Gruss. - «Hans Frölicher, 3.12.1887 Solothurn, gestorben 30.1.1961 Bern, ref., von Solothurn. Sohn des Max und der Margarete geb. Stehli, beide aus Familien, die in der Solothurner bzw. Zürcher Textilindustrie tätig waren. [...] F. studierte Rechtswissenschaften in Zürich, München, Bern und Leipzig. 1912 Dr. iur. Er arbeitete darauf als Anwalt in Zürich und trat dann in den diplomat. Dienst ein: Ab 1918 in Bern, 1930-34 Legationsrat in Berlin, dann in Bern, 1935-38 stellvertretender Leiter der Abteilung für Auswärtiges. F. spielte eine wichtige Rolle bei der Anerkennung der Oberherrschaft Italiens über Äthiopien durch Bern und bei der raschen Normalisierung der spanisch-schweizerischen Beziehungen nach dem Sieg General Francos 1939. Im Jahr 1938 ernannte der Bundesrat F. "angesichts der ausgezeichneten Beziehungen zu den Kreisen, die augenblicklich an der Macht sind" als Nachfolger von Paul Dinichert zum Gesandten in Berlin. F., dem das mondäne Leben anscheinend mehr lag als die polit. Analyse, nutzte bis zum Ende des Dritten Reiches alle Möglichkeiten, einflussreiche Persönlichkeiten des Regimes zu treffen - u.a. Ernst von Weizsäcker -, um die Spannungen zwischen beiden Ländern zu vermindern. F. kritisierte gewisse linke oder nazifeindl. Journalisten wie Albert Oeri oder Reto Caratsch, empfahl den Austritt der Schweiz aus dem Völkerbund und unterstützte die Initiative von Eugen Bircher, Ärztemissionen an die Ostfront zu schicken. In Berlin verteidigte er die Interessen, mit denen die Schweiz betraut war, aber er begrenzte auch die mögliche Tragweite der Schweizer Reaktionen auf die antisemitischen Ausschreitungen und die Judenvernichtung. Nach dem Mai 1945 wurde er wie bereits Pierre Bonna abgezogen; F. blieb aber bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1953 Leiter der deutschen Interessenvertretung in der Schweiz. Trotz seiner 1962 postum erschienenen Autobiografie "Meine Jahre in Berlin" wird seine Haltung von 1938 bis 1945 sehr unterschiedlich beurteilt. Ein Echo davon findet sich in Thomas Hürlimanns Theaterstück "Der Gesandte" aus dem Jahre 1991» (HLS).