Description:
Im 1803 entstandenen Kanton Aargau durften die Klöster ihre Güter wieder frei verwalten, andererseits konnten sich die Bauern von Zinsen und Zehnten freikaufen. Um den beträchtlichen finanziellen Schaden wenigstens teilweise auszugleichen, verkaufte die Abtei 1807 die thurgauischen Herrschaften Sandegg und Eppishausen. Der 1815 geschlossene Bundesvertrag garantierte ausdrücklich den Fortbestand der Klöster. 1830 gelangten liberale Kräfte an die Macht, die den Einfluss der als staatsfeindlich geltenden katholischen Kirche zurückdrängen wollten. Sieben liberale Kantone, darunter der Aargau, beschlossen 1834 die Badener Artikel. Die Kirche wurde unter staatliche Kontrolle gestellt, während die Klöster das Schul- und Armenwesen finanziell unterstützen mussten. Die Abtei Muri, die damals drei Millionen Franken Vermögen besass und 80 Angestellte zählte, musste ein umfangreiches Inventar erstellen. Die Kantonsregierung stellte am 7. November 1835 die Abtei unter staatliche Verwaltung und verbot die Aufnahme von Novizen. Erst nachdem aargauische Truppen das Freiamt besetzt hatten, leisteten die Geistlichen am 30. November einen Eid auf die Verfassung. Der Verwalter Rudolf Lindenmann verkaufte die übrig gebliebenen Klostergüter, zum Teil unter Wert.Am 10. Januar 1841 kam es im Freiamt nach der Annahme einer neuen Verfassung, die in allen katholischen Bezirken deutlich abgelehnt worden war, zu einem bewaffneten Aufstand, den die Regierungstruppen rasch niederschlugen. Die Kantonsregierung beschuldigte die Klöster, allen voran Muri, den Aufstand angestiftet zu haben. Auf Antrag von Augustin Keller beschloss der Grosse Rat am 13. Januar deren sofortige Aufhebung. Oberst Friedrich Frey-Herosé (der spätere Bundesrat) erhielt den Befehl, den Beschluss umzusetzen. Er schränkte die Bewegungsfreiheit der Mönche ein und forderte sie am 25. Januar auf, den Kanton innerhalb von 48 Stunden zu verlassen. Abt Adalbert Regli blieb für einige Tage mit vier Mönchen zurück, um die Übergabe des Klostervermögens zu regeln. Am 3. Februar verliess er Muri als Letzter.Der Aargauer Klosterstreit führte zu innen- und aussenpolitischen Spannungen. Fürst Metternich, der österreichische Staatskanzler, erwog sogar eine militärische Intervention. Schliesslich stimmte der Kanton Aargau 1843 einem Kompromiss zu und liess die Frauenklöster wieder zu, die Männerklöster blieben jedoch endgültig aufgehoben. Noch im Februar 1841 nahm der vertriebene Konvent ein Angebot des Kantons Obwalden an, woraufhin mehrere Ordensbrüder im November 1841 nach Sarnen zogen, um dort am Kollegium zu unterrichten.