Bemerkung:
Privater Brief auf Orig.-Briefpapier des Autors an einen Kollegen die Arbeit und den Urlaub in Israel betreffend «(1962, allerdings, aber schon damals haben die Araber allnächtig über die Grenze geschossen.)». Urzidil (1896 -1970), Schriftsteller; Ehemann der Lyrikerin G. Thieberger. War Mitglied des Prager Literatenkreises (M. Brod, F. Kafka, E. E. Kisch, F. Werfel), nach dem 1. Weltkrieg bis 1933 Pressebeirat der deutschen Gesandtschaft in Prag und Mitarbeiter verschiedener Zeitungen. Emigrierte 1939 nach England, 1941 nach New York, war als Verlagslektor, dann für den Radiosender "Voice of America" tätig. Expressionistisches Frühwerk (Sturz der Verdammten, Gedichte, 1919), danach kunst- und literaturhistorische Studien (Goethe in Böhmen, 1932). War besonders als Chronist des alten Prag erfolgreich (Die verlorene Geliebte, 1956; Prager Triptychon, 1960). Beim Adressanten handelt es sich um Dr. Hans Kühner-Wolfskehl, geboren 1912 in Eisenach, der als Verfolgter des Hitlerregimes gegen das er aktiven Widerstand leistete im KZ Dachau sass. Ursprünglich Musik-, Kunst- und Literaturwissenschaftler und in dieser Eigenschaft Autor einer Reihebedeutender Bücher (so über Berlioz, Verdi, Mozart) und nach 1945 zeitweise Direktor der Biblioteca Germanica des Goethe-Instituts in Rom, wandte er sich in den letzten zwei Jahrzehnten vor allem der Papstgeschichte, kritischen Problemen des Katholizismus und — invielen Aufsätzen und Rundfunkvorträgen — den noch längst nicht überwundenen Problemen des deutschen Nationalismus und Nationalsozialismus zu. Seine historischen Bücher — wir nennen wenigstens sein «Neues Papstlexikon» und seine bedeutende, viel diskutierte Schrift «Tabus der Kirchengeschichte» — erlebten mehrere Auflagen und wurden in viele Sprachenübersetzt. Dr. Kühner-Wolfskehl war Mitglied des PEN-Clubs und Präsident des Internat.Schutzverbandes deutschsprachiger Schriftsteller (ISDS), Sitz Zürich.